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Graubünden: In Roveredo schlägt ein Wahlbündnis von Sozialdemokraten und Kommunisten die Christdemokraten und Liberalen

Die Sozialdemokraten haben im Grossen Rat des Kantons Graubünden drei Sitze gewonnen und ihr historisch bestes Ergebnis erreicht und sind nun mit 15 Grossräten im Bünder Parlament vertreten. Einen aufsehenden Sitzgewinn erreichten sie im Bezirk Roveredo. Das Resultat, welches am vergangenen Sonntag (18. Mai) aus den Urnen des südlichsten Bezirks des Kantons hervorgegangen ist, bildete eine böse Überraschung für die Christdemokraten und die Liberalen. Hier war ein Wahlbündnis von Sozialdemokraten und Kommunisten mit einem gemeinsamen Programm auf getreten und eroberte auf Anhieb einen Grossratssitz auf Kosten des bisherigen Amtsinhabers Martino Righetti (CVP). Mit rund 100 Stimmen Vorsprung vor dem prominenten Christdemokraten wurde Manuel Atanes (SP) als Grossrat gewählt. Noch hinter Righetti zurück blieb die freisinnige Kandidatin.

Noch unglaublicher ist das Ergebnis der Wahlen der Stellvertreter, welche nach bünderischem Recht das Grossratsmandat ausüben, wenn ein gewählter Amtsträger ausfällt. Als erster Stellvertreter wurde der erst 21-jährige Kommunist Mattia Antognini gewählt. Der junge Genosse, der schon den Gemeinderat von Roveredo präsidiert und dem Vorstand der KP der italienischen Schweiz angehört, erhielt die höchste Stimmenzahl, obwohl die anderen Parteien mit regional bekannten Gesichtern angetreten waren. Die CVP und eine unabhängige Kandidatin sicherten sich die übrigen beiden Plätze auf der Stellvertreterbank. Die Liberalen gingen auch hier leer aus. Ihr Kandidat kam nur auf knapp 60 Prozent der Stimmen des Erstplatzierten.

Stimmenzahlen der Stellvertreterwahlen:

Kandidat Wahlliste Stimmen Rang
Antognini Mattia Kommunisten und Sozialdemokraten 628 Erstgewählter
Pasini Luciano Christdemokraten 579 Zweitgewählter
aMarca Rosella (unabhängig) 423 Drittgewählter
Curti Stefano FdP Liberale 375 nicht gewählt

Das erstaunliche und erfreuliche Ergebnis zeigt verschiedenes: Etwa, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen KP und SP funktionieren und beiden Parteien Früchte bringen kann, was sich übrigens nicht auf die elektorale Ebene beschränkt. Es ging in Roveredo nicht um eine der sogenannten Listenverbindungen, wie sie in Proporzwahlen in der Schweiz üblich sind und eher arithmetischen Charakter haben, indem die überzähligen Stimmen aller verbundenen Listen gemeinschaftlich in die Rechnung der Mandatsverteilung einfliessen. In Roveredo verbündeten sich die Sozialdemokraten und Kommunisten auf der inhaltlichen Grundlage eines gemeinsamen Programms.[1] Ein wichtiger Programmpunkt, für den die beiden Gewählten sich nun in Chur einsetzen werden, ist der Kampf für ein kantonales Verbot von Subunternehmern und Leiharbeit bei der Ausführung öffentlicher Bauten und Aufträge. Ein anderer Punkt ist der Kampf um gleiche Bedingungen aller Klassen beim Zugang zur Schulbildung.

Das Resultat von Roveredo beweist unter anderem die Möglichkeit, dass eine kommunistische Partei auch ausserhalb der grossen Städte und sogar in Majorzwahlen Erfolge einfahren kann.

Die Kommunisten des Kantons Graubünden, die vorher eine eigenständige Kantonalsektion der PdA gebildet hatten, haben sich 2013 mit der grösseren Tessiner Sektion zur Partito Comunista della Svizzera italiana zusammengeschlossen. Die online-Zeitung Sinistra.ch sieht denn im brillanten Wahlergebnis von Roveredo, abgesehen von einer Belohnung für die persönlichen Leistungen des jungen Kandidaten als Gemeinderatspräsident von Roveredo, vor allem auch das Resultat einer gezielten Politik der Kommunistischen Partei der Italienischen Schweiz und ihrer Führung unter dem politischen Sekretär Massimiliano Ay , der wesentlich zum Zustandekommen des Linksbündnisses im südlichen Misox beigetragen hat.[2]

(mh/23.05.2014)

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Fussnoten:

1 Il Parlamento grigionese si tinge di rosso: l–alleanza PS+PC realizza la doppietta e sconfigge i democristiani , sinistra.ch (22.05.2014).

2 Wahlprogramm der Partito Socialista und Partito Comunista des Bezirks Roveredo GR, Manifesto elettorale 2014 (PDF-Format).


Siehe auch:

Dokumente der Kommunistischen Partei der Italienischen Schweiz

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