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Militarisierung der Hirnforschung

Jonathan Moreno, Mind Wars: Brain Research and National Defense

Es ist bekannt, dass sich Geheimdienste und Armeen besonders für Zukunftstechnologien interessieren. Die Geschichte vieler Wissenschaften weiss von Beispielen, von Geheimcodes über die darstellende Geometrie zur Verschlüsselung von Plänen, von Psychopharmaka zu holographischen Vorspiegelungen, von der mathematischen Spieltheorie, die jahrzehntelang unter Verschluss gehalten wurde, bis zu den neuesten revolutionären Erkenntnissen, die in verschiedenen Wissenszweigen schon vorliegen oder sich erst anbahnen. Trotz Einwendungen namhafter Wissenschaftler wurde die Atombombe seinerzeit entwickelt, produziert und 1945 eingesetzt, und zwar ohne jede Vorwarnung über die ungeheure Zerstörungskraft dieser Waffe. Und sei es nur, um der Sowjetunion und der Welt die eigene Macht vor Augen zu führen.

Auch heute wehren sich fortschrittliche Wissenschaftler gegen die Militarisierung der Forschung. In der angelsächsischen Welt erregt derzeit ein Buch zu diesem Thema Aufsehen: Jonathan Moreno, Mind Wars: Brain Research and National Defense (Dana- Verlag 2006). Moreno verweist auf die Neurobiologie, die von den Militärs nach strategischen Gesichtspunkten unter Kontrolle genommen und in Dienst gestellt wird wie anno dazumal die Kernphysik.
Zu den strategischen Hauptgebieten zählt der Buchautor:

  • Schnittstellen zwischen Hirn und Maschine (“Mind-machine interfaces”) sollen Piloten ermöglichen, Waffen durch blosse Gedanken zu kontrollieren
  • Lebendige Roboter, deren Bewegungen durch Gehirnimplantate gesteuert werden können (Schon vor Morenos Buch war bekannt, dass ferngesteuerte Roboter im Einsatz sind, nicht für Minensucharbeiten, in Palästina auch schon gegen Menschen)
  • Kognitive Helme, die den Zustand (Kampfwillen, Gedankenrichtung usw.) der Soldaten überwachen und einer Zentrale melden
  • neue Technologien zur Erfassung von abweichenden Denkmustern mit einer Art Gedanken-Scanner (“brain fingerprinting”) zwecks Polizeiverhören oder Personenkontrollen
  • “Pulswaffen” zur Störung/Unterbrechung von neurobiologischen Abläufen, und weiter zur Umgestaltung von Abläufen in Gehirn und Nervenbahnen
  • “Neurowaffen” mit biologischen Wirkstoffen, welche den Körper zur Ausschüttung von Giftstoffen anregen (die Lagerung solcher Waffen ist zwar durch internationale Abkommen verboten, nicht jedoch die Forschung)
  • neue Drogen, welche die Soldaten zum mehrtägigen Dauereinsatz ohne Schlaf tauglich machen, und seine traumatischen Erinnerungen, seine Angst, seine Hemmungen gegen das Töten neutralisieren.

Quellen: www.thebulletin.org / Vorwärts-Online: Militarisierung der Hirnforschung