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Gavriel Pinson, die Konfusion an der Macht in der PdA Schweiz

von Davide Rossi

Der höchste Verantwortliche der Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS), Gavriel Pinson , einer der Förderer der jüngsten Säuberungen gegen die von Massimiliano Ay geleiteten Kommunisten der Italienischen Schweiz (die für ihre antizionistische Militanz bekannt sind), fällt durch seine etwas verworrenen Erinnerungen über Palästina in den Jahren nach der bestialistischen und dramatischen Besetzung durch die Israelis in der Folge des Sechs-Tage-Krieges auf.

Zwischen 1948 und 1967 ist das gesamte Cisjordanien mit Hauptstadt Jerusalem Teil Jordaniens. Hier leben, auch in vielen Flüchtlingslagern, die Palästinenser, die nach der Besetzung ihrer Grundstücke und Häuser im Jahre 1948 geflüchtet und vertrieben worden waren, um diese Ländereien in den Staat Israel zu verwandeln.

Jerusalem und alle anderen Städte dieser wunderbaren Teils des Mittleren Ostens, den Cisjordanien, Bethlehem, Hebron, Nablus, Ramallah darstellen, erleben zwischen 1948 und 1967 eine kulturelle Blüte ohnegleichen, Universitäten werden eröffnet, Zeitungen gedruckt und 1964 entsteht die PLO, die Organisation für die Befreiung Palästinas. Lebendig ist auch der Tourismus, der muslimischen Pilger nach Jerusalem und der Christen an die Stätten Jesu.

Alldies endet mit der Ankunft der Israeli im Jahre 1967: die Universitäten werden geschlossen und unter Kontrolle gestellt; die Tageszeitungen desgleichen geschlossen oder unter den Willen und die Sichtweise der Besatzer gebeugt; die Touristen nehmen ab; die Aktivisten der PLO müssen sich verstecken oder fliehen, sonst werden sie verhaftet.

In einem Film-Interview des Historikers Pierre Jeanneret erinnert sich Gavriel Pinson indessen an das Gegenteil und spricht sogar von “Meinungsfreiheit”, Pressefreiheit, von Universitätsgründungen und wachsendem Tourismus. Nichts falscher als das. Nicht ein einziges Wort von seiner Seite zur Besatzung und den israelischen Siedlungen, die mit 1967 angefangen haben, Cisjordanien zu durchdringen. Es sei erwähnt, dass Pinson, heute Präsident der Partei der Arbeit der Schweiz, zu dieser Zeit ein junger Israeli ist, der sich in der Schweiz eingebürgert hat und für einige Monate nach Israel verschiebt.

Im Interview sagt er, er sei mit einigen Palästinenser der PLO von Jerusalem befreundet gewesen, aber um aus Israel herauszukommen, sagt er, dass er “die Nation nicht auf dem Landweg verlassen” konnte, als israelischer Bürger. Eine einmalige Aussage, zuerst weil sie das dementiert, was er eben über die “Freiheiten” behauptet hatte, welche die Israeli in Cisjordanien zulassen würden, einschliesslich der Bewegungsfreiheit, aber auch weil man in den 70er Jahren nach Amman oder nach Kairo auf dem Landweg passieren konnte, über offizielle Übergänge oder im Versteckten mithilfe der PLO, mit der er angeblich damals in Kontakt stand. Erst recht ruhig konnte er diese Grenze mit seinem zweiten Pass überqueren, dem schweizerischen. Das Jahr 1967 eröffnet übrigens die dramatischste Seite in der Geschichte des palästinensischen Volkes, aber für ihn “war dies der richtige Moment, um zu einer Vereinbarung mit den Palästinensern zu gelangen.”

Nach einer Rückkehr in die Schweiz begibt er sich nach Indien. Um dorthin zu gelangen, lobt er das Afghanistan des Königs und erinnert sich bewegt daran, ohne Anstoss an der Ausschliessung der Frauen und an der ungerechten Gesellschaft zu nehmen. Dagegen kritisiert er das sozialistische Afghanistan, das die Frauen an die Universitäten schickte und kritisiert die “sowjetische Invasion”, die für ihn augenscheinlich keine notwendige Intervention zum Schutz einer legitimen Regierung war.

Vielleicht rühren alle diese historischen Irrtümer daher, dass Pinson das hinduistische Kastenwesen in seine Arme geschlossen hat, welchem die Gleichheit verhasst ist und das die Frauen und Männer bewusst in Kategorien diskriminiert und deren letzte verachtet, als die der Unberührbaren. Wenn es eine Religion gibt, die der Gleichheit und dem Kommunismus fernsteht, dann ist es ausgerechnet der Hinduismus.

Gavriel Pinson definiert sich als romantischen Revolutionär, aber vielleicht bemerkt er nicht, dass in der Einteilung der Gesellschaft in Kasten wenig Romantisches steckt, jedenfalls ist ihm auch dies nicht klar. Aber Geduld: heute wissen wir, dass in der PdAS mehr als der Romantizismus die Konfusion herrscht. Aber aufgepasst, nicht die maoistische Konfusion, wie sie als grosse Heroldin unter dem Himmel die Revolution ankündigte. Nein, nur die Konfusion und Schluss.

Original (italienisch): Professore Davide Rossi, Gavriel Pinson la confusione al potere nel PSdL, Centro di Studi Anna Seghers | Übersetzung: kommunisten.ch (mh/15.12.2014)


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