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Clara Zetkin (1857-1933)

Clara Zetkin, geb. Eißner, wurde am 5. Juli 1857 in Wiederau geboren.

Ab 1874 hatte die Volksschullehrerin Kontakte zur Frauen- und Arbeiterbewegung. Während des Sozialistengesetzes ging Clara Zetkin zuerst nach Zürich, dann nach Paris ins Exil. Mit ihrer Schrift “Wider die sozialdemokratische Theorie und Taktik”[1] griff sie 1899 in die Revisionismus-Debatte ein, die Bernstein im gleichen Jahr mit dem Buch “Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie” eröffnet hatte. 1907 lernte sie anlässlich des Internationalen Sozialisten-Kongresses in Stuttgart Lenin kennen. Zetkin war von 1891 bis 1917 Herausgeberin der SPD-Frauenzeitung “Die Gleichheit”, in deren programmatischer Eröffnungsnummer sie sich erneut gegen die reformistische Vorstellung wandte, durch rechtliche Gleichstellung mit den Männern unter Beibehaltung des Kapitalismus einen Fortschritt für die Frauen erreichen zu wollen:

«‘Die Gleichheit’ […] geht von der Überzeugung aus, dass der letzte Grund der jahrtausendealten niedrigen gesellschaftlichen Stellung des weiblichen Geschlechts nicht in der jeweils ‘von Männern gemachten’ Gesetzgebung, sondern in den durch wirtschaftliche Zustände bedingten Eigentumsverhältnisse zu suchen ist. Mag man heute unsere gesamte Gesetzgebung dahin abändern, dass das weibliche Geschlecht rechtlich auf gleichen Fuss mit dem männlichen gestellt wird, so bleibt nichtsdestoweniger für die grosse Masse der Frauen […] die gesellschaftliche Versklavung in härtester Form weiterbestehen: ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von ihren Ausbeutern.»

In der SPD gehörte sie zusammen mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu den führenden Persönlichkeiten des revolutionären linken Flügel der Partei. 1917 schloss sie sich der aus Protest gegen die Burgfriedenspolitik während des ersten Weltkriegs hervorgegangenen SPD-Abspaltung USPD an und war dort Angehörige in deren linkem Flügel, der Spartakus-Gruppe, aus der am 31. Dezember 1918 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hervorging, für die Zetkin von 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordnete war. Neben anderen Aktivitäten gegen den Krieg organisierte sie 1915 in Bern eine internationale sozialistische Antikriegs-Frauenkonferenz. Wegen ihrer Antikriegshaltung wurde Clara Zetkin während des Krieges mehrfach inhaftiert. Von 1921 bis 1933 gehörte sie dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI) an.

Im Juni 1923 erregte sie Aufsehen mit ihren Thesen zum Klassencharakter des Faschismus, der im Jahr zuvor in Italien an die Macht gekommen war. Sie widersprach der verbreiteten Auffassung, Mussolinis Diktatur wäre bloss als Terror von wild gewordenen Kleinbürgern und als Angstreaktion der Kapitalisten auf die Bedrohung durch die Oktoberrevolution zu verstehen. In Wahrheit habe der Faschismus eine andere Wurzel. “Es ist das Stocken, der schleppende Gang der Weltrevolution infolge des Verrats der reformistischen Führer der Arbeiterbewegung.” Als Alterspräsidentin des Deutschen Reichstages sagte sie auf der konstituierenden Sitzung des Reichstages am 30. August 1932 –in der Hoffnung trotz meiner jetzigen Invalidität das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongress Sowjetdeutschlands zu eröffnen … und rief in derselben Rede zum Widerstand gegen die Hitler-Faschisten auf. Nach der Machtübergabe an die Nazis und dem Beginn des Terrors gegen die Kommunisten durch das Hitler-Regime ging Clara Zetkin 1933 erneut ins Exil, diesmal in die Sowjetunion. Sie starb am 20. Juni 1933.


1 Siehe in unserer Sammlung: Zetkin: Wider die sozialdemokratische Theorie und Taktik


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