kommunisten.ch

kommunisten.ch

Obskures Geschichtsbild der portugiesischen PSD-Jugend

Die Panik der portugiesischen Rechten angesichts der veränderten Mehrheitsverhältnisse im neugewählten Parlament und der Aussicht auf eine durch die Portugiesische Kommunistische Partei (PCP), den Linksblock und die Grünen (PEV) parlamentarisch gestützte Regierung der Sozialisten kennt keine Grenzen.

vor dem Bundeshaus

Antikommunistische Propaganda: «Ist es das, was Ihr gewählt habt?»

Die Jugendorganisation der PSD, der grösseren Rechtspartei, der sowohl Staatspräsident Cavaco SIlva wie der Chef der nun vom neuen Parlament gestürzten Regierung Passos Coelho angehören, fragen auf ihrer Facebook-Seite: “Ist es das, was Ihr gewählt habt?” und wollen damit andeutungsweise behaupten, das Volk habe nicht gewollt, dass die Vertreter, denen es die Mehrheit der Parlamentssitze anvertraut hat (PS, PCP, Linksblock und PEV), diese Mehrheit zur Regierungsbildung benutzen dürften.

PCP-Generalsekretär Jerónimo de Sousa wird als bitterböser Kommandant im Hintergrund dargestellt, der einem lächelnden Sozialistenführer António Costa sagt, was er zu tun habe. Die Koordinatorin des Linksblocks, Caterina Martins wird etwas freundlicher, “aber” von Lenin inspiriert gezeichnet.

Hinter Jerónimo sehen wir die sowjetische Flagge vor zerstörten Häusern. Das Bild soll offenbar an die zerstörerische Gewalt erinnern, die man den kinderfressenden Kommunisten nachsagt.

vor dem Bundeshaus

Befreiung Berlins durch die Rote Armee 1945

Tatsächlich handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem Bild eines historischen Ereignisses vom Mai 1945: Der sowjetische Soldat Militon Kantarija hisst die Flagge der Sowjetunion auf dem Reichstag zu Berlin. Ein Sinnbild für die Befreiung der Menschheit vom Hitlerfaschismus. (Die abgebildeten Zerstörungen sind übrigens nicht von kommunistischer Hand geschehen, sondern zur Hauptsache das Werk von US-amerikanischen und britischen Bomben; dies nur nebenbei.)

Wenn man davon ausgeht, dass die portugiesische rechtsgerichtete Jugend sich bildlich richtig auszudrücken versteht und dass sie über ein Minimum an Geschichtskenntnissen verfügt, dann kann man ihre Fotomontage nur so verstehen: Der Sieg der von UdSSR, USA und England gebildeten Anti-Hitler-Koalition über die faschistische Militärmaschinerie, der mit der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reichs besiegelt wurde, muss für die junge PSD offenbar eine Horrorstunde der Geschichte darstellen; und sie spekuliert – was wohl unter ihresgleichen funktionieren mag, aber weniger bei den in erster Linie angesprochenen SP-Wählern – auf abschreckende Wirkung, wenn sie da fragt: “Ist es das, was Ihr gewählt habt?”

Dies nur ein kleiner Ausschnitt aus der derzeitigen antikommunistischen Kampagne in Portugal, die voraussichtlich in den kommenden Tagen nicht nachlassen und in Erinnerungsfeiern an die konterrevolutionären Ereignisse vor 40 Jahren, als am 25. November 1975 die militärische Linke weitgehend ausgeschaltet wurde, wiederaufleben wird.

(mh/12.11.2015)

Siehe auch: