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Komplizenschaft zwischen ISIS und PKK - Der schmutzige Deal von Rakka

(15.11.2017) – Nach Angaben des Senders BBC hat ein Geheimabkommen zwischen der US-geführten Koalition und dem “Islamischen Staat” (IS, Daesh) den freien Abzug von Hunderten von IS-Terroristen aus der syrischen Stadt Rakka ermöglicht. Nach der Übernahme Rakkas durch die US-Koalition im Oktober seien die IS-Kämpfer in einem kilometerlangen Konvoi mit Tonnen von schweren Waffen, Munition und Sprengstoff aus der Stadt gebracht worden. Nach Aussagen der für den Abzug kontraktierten LKW- und Busfahrer sei die Kolonne sechs Kilometer lang gewesen. Im Tross sollen insgesamt mehrere Tausend Personen aus der Stadt geschleust worden sein. Ein Sprecher der US-geführten Koalition gab den schmutzigen Deal zu und erklärte gegenüber BBC, dass man “eigentlich niemanden rauslassen wollte”, aber dann dem Druck der lokalen Verbündeten, namentlich der sogenannten Syrian Democratic Forces (SDF) gewichen sei. Letztere sind aus Umbenennung der kurdischen YPG hervorgegangen, des syrischen Ablegers der PKK. Einige der Dschihadisten, unter denen sich zahlreiche ausländische Söldner befinden, sollen sich in Syrien verteilt haben, andere seien in der Türkei untergetaucht.

Letzte Woche, anlässlich der Befreiung der Stadt Abu Kemal durch die von russischen Luftstreitkräften unterstützte syrische Armee, hinderten US-Kräfte die russischen Kampfjets, die abziehenden Terroristen unter Beschuss zu nehmen. Nach Einschätzung des russischen Aussenministeriums dient diese Praxis der Abschirmung kampffähiger Terroristen den USA dazu, diese neu zu formieren und ihre Einsatzbereitschaft wiederherzustellen, um sie für die US-Interessen im Nahen Osten auszunutzen. Nach einem Bericht von Sputniknews hinterliessen die IS-Führer bei ihrem Abzug den in der Stadt verbliebenen Kämpfern Flaggen der mit den USA verbündeten SDF, so dass die Verbliebenen nun offiziell als pro-amerikanische Kräfte zum Vorschein kommen.

Bereits vor Wochen hatte das russische Aussenministerium Bilder veröffentlicht, welche zeigen, dass US-Soldaten und ihre verbündeten SDF die Stellungen der IS kampflos und unbeschädigt übernehmen konnten. Die Luftaufnahmen geben keine Hinweise auf vorangegangene Kampfhandlungen, weder aus der Luft noch am Boden. Keine Krater, keine Einschusslöcher usw. Zudem machen die Bilder deutlich, dass sich die Truppen der USA und SDF offenbar in der Umgebung der IS-Terroristen so sicher fühlen, dass sie sich nicht veranlasst sehen, Wachen aufzustellen.

Diese Meldungen fügen sich in eine lange Kette von Hinweisen des Zusammenspiels zwischen US-Streitkräften und ihren Verbündeten mit ISIS, dem deklarierten Hauptfeind. Dies alles verdichtet sich zum Schluss, dass es sich beim IS-Terrorismus unter islamischer Flagge einerseits, und anderseits den offiziellen Verbündeten der USA (heute zur Hauptsache die syrischen PKK-Ableger unter wechselndem Namen), um heimliche Komplizen handelt: ihre Kämpfe gleichen Scheingefechten, ihre Kämpfer sind austauschbar, jeder Part kann die Rolle des anderen übernehmen, die sogenannten Befreiungen sind eigentlich Wachablösungen; beide Gruppen verhalten sich wie Schachfiguren des imperialistisch-zionistischen Lagers.

Die Handlungen der USA deuten auf die Absicht, sich der syrischen Ölfelder zu bemächtigen und in Nordsyrien festzusetzen. Die Kriegstreiber wollen vollendete Tatsachen schaffen, und es macht den Anschein, als wollten sie einer befürchteten diplomatischen Beilegung des Konfliktes durch verbindliche Einigung zwischen Putin und Trump über Syrien zuvorkommen, und militärische Erfolge sichern, bevor ihnen ein Schulterschluss zwischen der Türkei und Syrien den Riegel schiebt. Das diplomatische Zerwürfnis zwischen Ankara und Damaskus dauert immer noch an, trotz objektiv gleich gelagerter Interessen im antiimperialistischen Kampf um die Souveränität und territoriale Integrität und trotz des Schadens, der aus dem Verzicht auf das erforderliche gemeinsame Vorgehen gegen den Terrorismus und Separatismus erwächst.

In Syrien selbst kann die Regierung heute mit der loyalen Unterstützung eines erheblichen Teils der ehemaligen Opposition rechnen, während die YPG, von welcher viele auch hierzulande dachten, dass sie zu Syrien halten würde, sich heute als Hauptstütze des Imperialismus auf syrischem Boden entpuppt.

Die Kommunistische Partei der Schweiz ist von den neuesten Entwicklungen und Enthüllungen nicht überrascht. Sie hat die Rolle der PKK als Handlangerin der USA schon lange erkannt und hat einigen Aufwand an Aufklärungsarbeit betrieben, um der verbreiteten Leichtgläubigkeit grosser Teile der hiesigen Linken entgegenzuwirken. Für diesen Einsatz um eine korrekte Einschätzung der Vorgänge und Akteure im Zusammenhang mit dem imperialistischen New Middle East-Projekt wurden die Schweizer Kommunisten von einigen ehemals mit uns sympathisierenden Seiten beargwöhnt, geschnitten, von anderen sogar massiv angegriffen. (Siehe dazu den Artikel: Antwort der KP Schweiz an die Redaktion des «Vorwärts» zu zwei konkreten Fragen bezüglich Syrien und der Türkei .)

Die aktuellen Ereignisse dürften wesentlich dazu beitragen, denen, die nicht blind sein wollen, die Augen zu öffnen.

(mh/15.11.2017)


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