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In Erinnerung an die Genossin Nelly Wicky

von Massimiliano Ay, politischer Sekretär der Kommunistischen Partei

Bei meinen allerersten Sitzungen des Zentralkomitees der Partei der Arbeit der Schweiz, es wird um 2006 oder 2007 herum gewesen sein, hatte ich sie zufällig als Sitznachbarin, aber ich kannte diese bejahrte Genossin aus Genf nicht. Ihr Name, Nelly Wicky (Jahrgang 1923), sagte mir wenig.

Ich erfuhr erst später dass sie 1971, als die Frauen ihr Stimmrecht erhielten, die erste in den Nationalrat gewählte Kommunistin war und zwei Jahrzehnte lang Gemeinderätin von Genf (und während einer Legislaturperiode Mitglied der Stadtregierung) gewesen war. Schülerin von Piaget, Gewerkschaftsaktivistin des VPOD, war sie eine Pionierin nicht nur als Abgeordnete, sondern auch wegen den Themen, die sie anging: Nelly kämpfte für den Mutterschaftsurlaub (der in der Schweiz äusserst spät, erst 2005 eingeführt wurde), aber auch für die Reform des Militärdienstes im Sinne der Freiwilligkeit (ein Tabu, dessen Thematisierung noch heute auf Schwierigkeiten stösst). Sie engagierte sich gegen die Kriminalisierung der Dienstverweigerer und für die Gleichstellung von Mann und Frau, wie auch für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs.

Niemals verliess sie die kommunistische Militanz, und auch in der Krise der 1990er Jahre blieb die nunmehr 80-Jährige – als Delegierte der Kontrollkommission – der Partei treu und kam in den Sitzungssaal im SBB-Bahnhof Biel, wenn das Zentralkomitee tagte: mir machte sie auch einmal Vorwürfe, weil ich mich in einer Diskussion, welche sich in eine hitzige Polemik verwandelt hatte (was in der PdAS übrigens sehr oft vorkam), nicht aufgepflanzt habe.

Vor zwei Tagen hat uns Nelly im Alter von 97 Jahren verlassen: einer der fortschrittlichsten Wellenbrecherinnen der politischen Geschichte der Eidgenossenschaft ist von uns gegangen; und mit ihr verschwindet ein Stück der ruhmvollen Geschichte der Schweizer Kommunisten. Unsere Gedanken sind bei den Familienangehörigen und den Genossen der Romandie.

29. Januar 2020


Aus dem Italienischen übersetzt auf kommunisten.ch (30.01.2020).


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