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3 Fragen an John Catalinotto zum Sturm aufs Capitol

Das Capitol wurde am 6. Januar gestürmt, als der Kongress den Wahlsieg von Joe Biden bestätigt sollte. Eine Machtdemonstration für Donald Trump. Der amtierende Präsident hat bewiesen, dass er immer noch in der Lage ist, eine signifikante Bewegung zu mobilisieren, wenn es um die Anfechtung der Wahl geht. Und auch wenn schnell wieder Ordnung in Washington eingekehrt ist, sollten alle die feinen Leute mit Bidens Amtsantritt nicht einfach in den gewohnten Alltag zurückkehren. JOHN CATALINOTTO, eine bekannte Figur des Antiimperialismus in den Vereinigten Staaten, klärt uns über die Ereignisse auf dem Capitol und die kommenden vier Jahre auf.

Die Fragen stellte: GRÉGOIRE LALIEU, Journalist und Teil des Redaktionskollektivs von Investig’Action1

Welche Kräfte stehen hinter Trumps anhaltender Anfechtung des Wahlergebnisses? Auf dem Capitol ist endlich wieder Ordnung eingekehrt, aber kann man die Gefahr auf die leichte Schulter nehmen?

John Catalinotto: Zuerst ist da Trump, seine Familie und dann die schlimmsten Elemente seines Teams, wie Rudy Giuliani. Aber dann sind da noch die Polizei und die sogenannten Polizeigewerkschaften – wir konnten sehen, dass bei diesem Ereignis die Sicherheit viel weniger ernst genommen wurde als bei anderen Demonstrationen. Trump hat auch die Unterstützung eines ziemlich grossen Teils der Wohlhabenden, denen er während seiner Amtszeit viel geholfen hat, indem er die Steuern senkte und die Vorschriften in Umweltfragen lockerte. Es gibt auch offen rassistische Organisationen, wie z. B. die Proud Boys. Diese Bewegungen sind in der Lage, einen ziemlich grossen Teil der Bevölkerung zu mobilisieren, der von der Wirtschaftskrise schwer betroffen ist, aber nicht über den Durchblick verfügt, um die Ursachen ihrer Situation zu verstehen. Dieser Teil der Bevölkerung wird wahrscheinlich im Rassismus versinken.

Die Bedrohung ist real und erheblich. Faschistische Organisationen haben das Capitol dreiste eingenommen und die Aufmerksamkeit vieler Menschen gewonnen; sie werden in der Lage sein, Mitglieder zu rekrutieren und sich selbst zu stärken. Und selbst wenn Trump nicht mehr im Weissen Haus sitzt, kann er ein Magnet für Rechte und Rassisten bleiben.

Es ist schwer vorstellbar, dass der böse Geist nach dem Amtsantritt von Joe Biden in die Flasche zurück zu bringen ist. Wie sehen Sie die nächsten vier Jahre?

J. C.: Innerhalb der herrschenden Klasse der USA wird der Kampf zwischen den Neoliberalen und den enthemmten Rassisten weitergehen. Die Faschisten werden weiter mobilisieren. Zugleich wird der US-Imperialismus mehr Einfluss in der Welt verlieren. Die Wirtschaftskrise wird sich verschärfen. Es ist noch nicht möglich, die Entwicklung der Pandemie mit Sicherheit vorherzusagen, aber wir wissen bereits, dass sie die Schwächen und die Unfähigkeit des kapitalistischen Systems offenbart hat, mit einer solchen Krise umzugehen, genau wie mit der Umweltkrise.

Auf der einen Seite gibt es reaktionäre Verschwörungsgläubige, die von den Widersprüchen der herrschenden Ideologie zehren. Auf der anderen Seite ein Establishment, das immer die neoliberalen Werte verteidigt und nicht in der Lage ist, echte Lösungen für die Probleme der Arbeiterklasse anzubieten. Wie können in diesem tief gespaltenen Land wirklich progressive Kräfte ihren Platz finden, um gegen Armut, Kriege, Rassismus und Sexismus zu kämpfen?

J. C.: Wir rechnen mit der Entwicklung einer antifaschistischen oder antirassistischen Bewegung als Reaktion auf das, was in Washington passiert ist. Wir rufen zu einer solchen Bewegung auf. Der Black-Lives-Matter-Bewegung ist es gelungen, viele Menschen zu mobilisieren, auch junge weisse Arbeiter und Studenten. Es könnte ein Teil dieser Bewegung sein, die wir fordern. Erwähnenswert ist auch die Arbeit, die bereits in grossen Unternehmen ohne Gewerkschaften und mit vielen Beschäftigten, wie Amazon oder Google, begonnen wurde. Aber unser Problem ist es, eine von der Demokratischen Partei, die eine imperialistische Partei ist, unabhängige Bewegung entwickeln zu können, auch wenn die Demokraten nicht so offen rassistisch und sexistisch sind wie die «Trumpisten». Die nächsten vier Jahre werden schwierig sein, aber es wird Kämpfe geben.

→ siehe auch «Die USA sind nicht das Leuchtfeuer der Demokratie, sondern des Imperialismus!»
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1 Investig’Action ist eine alternative belgische Informationsplattform. Wir danken Investig’Action für die Erlaubnis zur Übernahme dieses Artikels. Link auf Investig’Action auf der rechten Seitenspalte .

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