kommunisten.ch

kommunisten.ch

Gross war die Dankbarkeit, als mit dem Eintreten der Pandemie die kubanischen Aerztebrigaden in Dutzenden von Ländern sofort im Einsatz waren, um medizinische Hilfe zu leisten. Vor allem auch im besonders hart betroffenen Südeuropa (hier auf dem Bild in Andorra), das von den tonangebenden EU-Partnern im Norden schmählich im Stich gelassen wurde, nachdem diese die Schotten dicht gemacht hatten. (Foto: Granma, Ricardo López Hevia)

NZZ verleumdet kubanische Ärztebrigaden und stellt sich taub

Seit namhafte Wissenschafter, Politiker und Gruppen, vorgeschlagen haben, der kubanischen Aerztebrigade Henry Reeve den Friedensnobelpreis zu verleihen, und der Ruf danach immer lauter wird, versucht die bürgerliche Journaille mit allen Mitteln, vor allem mit Verleumdung und Lügen, den Corona-Einsatz der mehr als 4400 kubanischen Ärztinnen und Ärzte schlecht zu machen. Jüngere Bespiele in der Schweiz sind die NZZ am Sonntag sowie SRF. Der nachfolgende Leserbrief war für die NZZ am Sonntag bestimmt. Inzwischen sind 2 Ausgaben der Zeitung erschienen, ohne dass der Leserbrief abgedruckt wurde oder dies auch nur begründet worden wäre.

Ich dachte immer, Journalismus und Recherchen zeichnen sich dadurch aus, dass die Informationen und Quellen seriös, verlässlich und ausgewogen sind.

Beim Artikel von Linda Weiss’ «Kubanische Ärzte versklavt» ist gar nichts davon zu finden. Ihre Quellen sind der rechtsextreme und notorische Covid-19-Leugner Jair Bolsonaro, dem bekanntermassen an der Gesundheit von Brasiliens Bevölkerung gar nichts liegt. Er verwies Kubas Ärztinnen und Ärzte des Landes und sollte eigentlich dafür der unterlassenen Hilfeleistung an Brasiliens Bevölkerung angeklagt werden. Weiter die rechtsextreme Putschregierung Boliviens, die schon mit einer – heute erwiesenen – Lüge und äusserst brutaler Gewalt die Macht in Bolivien an sich riss, für Dutzende Morde und einen radikalen Rassismus verantwortlich ist. Auch die «Bloggerin» Yoani Sánchez ist Quelle bei Frau Weiss, und auch Yoani Sánchez pflegt regen Umgang mit Rechtsextremen in Spanien und in Miami. So gibt es Fotos von ihr, die sie mit dem verurteilten Terroristen Posada Carriles zeigen, der verantwortlich ist für Attentate in Kuba mit Dutzenden von Toten. Weitere Quellen sind: «Ökonomen», die «schätzen», dass eine ominöse Panamerikanische Gesundheitsorganisation «angeblich» 5% kassiere. Weiter kommen im Artikel als Quellen rechte bis rechtsextreme Gruppierungen aus Miami und Madrid vor, die bekannt sind für ihre antikubanischen Umtriebe.

Frau Weiss schreibt von «nicht immer qualifiziertem Personal.» Angesichts der grossen Erfolge der kubanischen Ärztinnen und Ärzte überall, z. B. an vorderster Front in Westafrika gegen Ebola (das von Europa kläglich im Stich gelassen wurde!) oder auch im bitterarmen Haiti nach der grossen Erdbebenkatastrophe 2010 – um nur zwei zu nennen – ist diese Disqualifizierung im Artikel nur erbärmlich. Verlässliche, fundierte Informationen sind das bei weitem nicht.

«Immer wieder nutzen Ärzte den Auslandeinsatz auch, um sich abzusetzen.» Ja, das gibt es, wie viele deutsche Ärztinnen und Ärzte arbeiten in der Schweiz, haben sich also aus Deutschland «abgesetzt»? Wieviele Schweizerinnen und Schweizer arbeiten in den USA oder sonstwo? Wie viele Fussballer brechen Verträge, weil sie anderswo viel mehr verdienen? Frau Weiss schreibt auch von «einer maroden Wirtschaft» Kubas. Gründe dafür nennt sie keine.

Dafür werden die Gründe von der Aussenpolitische Kommission des Schweizer Parlaments genannt in ihrem Entscheid, die Petition Unblock Cuba als Postulat zuzulassen (sie wird am 9. März im Parlament behandelt): «… von den jahrzehntelangen Fesseln der notbringenden Wirtschaftsblockade befreit werden kann … Hauptgrund dafür [für die wirtschaftliche Situation in Kuba] ist die seit 60 Jahren einseitig geltende Wirtschaftsblockade der USA, welche mehrmals von der UNO als im Sinne des Völkerrechts als illegal verurteilt wurde. Es ist an der Zeit, dass die Schweiz proaktiv zur Erfüllung der UN-Beschlüsse weitere Schritte unternimmt …»

Dass die kubanischen Ärztinnen und Ärzte «tief im brasilianischen Amazonasbecken» und «versteckt in den Bergen Guatemalas» (wieso solch eine offensichtlich diskriminierend gemeinte Formulierung, Frau Weiss?) arbeiten müssen, muss eher den jeweiligen Regierungen als Kuba angelastet werden. Denn wie es scheint, bedeutet diesen Regierungen die medizinische Versorgung dieser Bevölkerungsteile nicht allzu viel, wenn keine eigenen Ärztinnen und Ärzte dorthin gehen. Auch dies ist ein grosser Gegensatz zu Kuba, wo die medizinische Grundversorgung auch in den entlegensten Gebieten gewährleistet ist. Es ist klar, dass versucht wird, Kuba mit solchen Berichterstattungen zu diskreditieren und vor allem der Nominierung für den Friedensnobelpreis der Ärztebrigade Henry Reeve zu schaden. Denn dass weltweit Tausende Akademikerinnen und Akademiker sowie Parlamentarierinnen und Parlamentarier sowie Dutzende Menschenrechts- und Hilfsorganisationen für die Verleihung dieses renommierten Preises an diese Ärztebrigade einstehen, wird unterschlagen – eine mögliche Verleihung muss offensichtlich mit allen Mitteln verhindert werden.

So hat denn auch Television Suisse Romande (RTS) kürzlich einen Bericht mit ähnlichen Verleumdungen gegen Kuba ausgestrahlt. Doch die Unabhängige Beschwerdestelle AIEP/UPI urteilte dazu: «Die Unabhängige Beschwerdestelle hat sämtliche Beanstandungen der RTS-Sendung über die kubanischen Ärztebrigaden einstimmig gutgeheissen und damit die Sendung als Verletzung der Programmvorschriften qualifiziert. Die Kommissionsmitglieder waren sich einig, dass die Sendung eine in mehrfacher Hinsicht stark verzerrte Darstellung war.»

Gion Honegger

Mitglied der Vereinigung Schweiz-Cuba, Sektion Zürich