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Soll ein neuer New Deal den Kapitalismus retten?

Investitionen in Billionenhöhe in die Infrastruktur hat die US-Regierung angekündigt. Auch Linke sehen darin bereits eine Rückkehr des Keynesianismus und eine Abkehr vom Neoliberalismus. SERGIO MARIO GUILLI zeigt nachfolgend, dass die US-Politik auf Vorgaben des IWF fusst und konterrevolutionär motiviert ist. Es ist eine Art neuer New Deal, der wie der alte den sozialistischen Vormarsch stoppen und den Kapitalismus stabilisieren soll, wie ja auch Keynes’ Theorie vor allem eine Antwort war auf die gigantischen Produktivitätssteigerungen, welche die Sowjetunion in den 30er-Jahren mit ihren 5-Jahr-Plänen erzielt hatte.

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Der jüngste Bericht des IWF zu den globalen Wirtschaftsaussichten im April trägt den Titel «Managing Diverging Recoveries». Er prognostiziert eine stärkere Erholung der Weltwirtschaft als im Januar letzten Jahres vorausgesagt. Bis 2021 wird ein Wachstum von 6% erwartet, nach der historischen Schrumpfung von 2020 (–3,3%).1

Der IWF warnt in seinem Bericht, dass «die derzeitige globale Gesund­heits­krise aufgrund eines drastischen Ein­kommens­rück­gang in einigen Regionen und für einige Bevöl­kerungs­gruppen ernst­hafte Bedenken hin­sichtlich des Zugangs zu Nahrungs­mitteln auf­geworfen hat (…). Ohne politische Mass­nahmen würden sinkende Einkommen und steigende Lebens­mittel­preise im Jahr 2020 die Zahl der Hungernden um 66 Millionen Menschen erhöhen.»

In seiner jüngsten Aus­gabe des «Fiscal Monitor»2 argu­mentiert der IWF, dass «wirt­schafts­politische Ant­worten die ver­schiedenen Aspekte der Un­gleich­heit (Ein­kommen, Ver­mögen, Chancen) erkennen müssen, die sich gegen­seitig ver­stärken und einen Teufels­kreis schaffen. Daher sollten Mass­nahmen eine Kombination aus ‹prä­distributiver› Politik (die sich auf das Ein­kommen vor Steuern und Transfers auswirkt) und um­ver­teilender Politik (die die Un­gleichheit der Markt­ein­kommen ver­ringert…) dar­stellen». Für den IWF impliziert diese Politik: «mehr und besser in Bildung, Gesund­heit und früh­kind­liche Ent­wicklung zu investieren; die sozialen Sicher­heits­netze zu stärken, indem die Ab­sicherung der schwächsten Haushalte aus­geweitet wird; die An­gemessen­heit der Leistungen zu ver­bessern; und die not­wendigen Ein­nahmen zu erhöhen». Zum letzten Punkt sagt er, dass «fort­geschrittene Volks­wirt­schaften die Pro­gres­sivität der Ein­kommens­besteuerung erhöhen und den Rück­griff auf Erb­schafts-/Schen­kungs­steuern und Ver­mögens­steuern ver­stärken können. CoVid-19-Sanierungs­bei­träge und Steuern auf über­mässige Unter­nehmens­gewinne können eben­falls in Betracht gezogen werden. Auch Ver­mögens­steuern können in Betracht gezogen werden, wenn die oben genannten Mass­nahmen nicht aus­reichen.

Der Hintergrund: Das Forbes-Magazin veröffentlichte die Rang­liste der Milliar­däre 2020 und gab damit einen Über­blick über den grössten globalen Reich­tum in dieser Zeit. Die Daten zeigen, dass es 660 Menschen auf der Welt gibt, die dem erlesenen Club der Milliar­däre bei­getreten sind, der damit die Zahl 2755 erreicht.

Wie wir sehen können, gibt es eine Über­ein­stimmung zwischen den keyne­sia­nischen und um­ver­teilungs­orientierten Positionen, die Joe Biden in der letzten Rede zur Lage der Nation ver­treten hat, und den neuen IWF-Richt­linien. Es scheint ein Versuch zu sein, auf die tiefe Krise der kapita­listischen Zivilisation zu reagieren. Die Strategie ist nicht neu: wir stehen am Beginn einer Rück­kehr zum «New Deal», mit dem der sozia­listische Vor­marsch des 20. Jahr­hunderts gestoppt wurde. Nicht um­sonst zeigen die letzten Wahlen in Chile und die heroischen Mobi­li­sierungen des kolum­bianischen Volkes einen Zusammen­bruch der neo­liberalen Hege­monie in Latein­amerika.
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1 Bericht «Managing Diverging Recoveries», Quelle: IMF englisch | französisch

2 Fiscal Monitor Report April 2021, Quelle: IMF. englisch | französisch
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Erstmals veröffentlicht am 25. Mai 2021 in der Revista La Comuna. Übersetzt mit Hilfe von www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)