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Junglandwirte und Jungpolitiker im Dialog. Kommunisten stehen hinter Ernährungs­souveränität!

Im August dieses Jahres fand in Cresciano TI ein erstes Kennenlerntreffen statt, zu dem die Organisation der Tessiner Junglandwirte, die sich auf den Schweizerischen Bauernverband beruft, eingeladen hatte, um sich den Jugendsektionen der in der italienischen Schweiz aktiven politischen Parteien vorzustellen. Der Einladung von Alvaro Forni und seinen Kollegen waren die Kommunistische Jugend, vertreten durch Niki Paltenghi, sowie die Jungsozialisten, die Jungen Grünen, die Jungen Radikal-Liberalen, die Junge SVP sowie die Jungen Legisten gefolgt.

EAn dem von den Tessiner Junglandwirten organisierten Treffen nahmen zahlreiche junge Politiker aus der Region teil.

Intensivtierhaltung: die Linke auf dem Weg zu einer neuen Spaltung?

Bei dieser Gelegenheit wurde auch über die bevorstehende Abstimmung vom 25. September diskutiert, bei der sich die Tessiner Jungbauern insbesondere gegen die Volksinitiative zur Massentierhaltung aussprechen. Dafür gibt es mehrere Gründe: die ausreichend hohen Standards, die die Primärerzeuger zum Schutz der Tiere bereits einhalten müssen, die Verringerung des Versorgungsgrads des Landes und die damit verbundene Zunahme der Lebensmittelimporte, die Erhöhung der Verbraucherpreise und die Unklarheit über die Bedingungen, die im Falle der Annahme der Volksinitiative gestellt werden können. Die Linke war in dieser Frage gespalten: Während die Jungsozialisten und die jungen Ökologisten stur ihre Politik ohne Rücksicht auf den Standpunkt der Landwirte verfolgten, zeigte sich die kommunistische Parteijugend offener für die Forderungen derer, die sie gerne als «die Landarbeiter» bezeichnen. Unterdessen hat die KP ihre Ablehnung der Initiative gegen Massentierhaltung verkündet (siehe Seitenspalte), die stattdessen von der SP und den Grünen unterstützt wird.

Der Wolf darf kein Tabu sein

Ein weiteres wichtiges Thema, das die Junglandwirte während des Abends hervorheben wollten, war die Rückkehr des Wolfes und damit der Schutz der Herden, wobei sie ihren Widerstand gegen die Anwesenheit des grossen Raubtiers bekräftigten. Der junge Alpinist Ambrosini erzählte den Anwesenden von seinen eigenen Erfahrungen bei der Bewirtschaftung der Alp Porcarescio und drückte seine Befürchtungen mit Überzeugung aus. Er wies nicht nur auf die mangelnde Klarheit der Behörden bei der Bewältigung einer bereits verschlechterten Situation hin, sondern auch darauf, dass es aus gestalterischen Gründen fast unmöglich ist, Zäune zu errichten, und dass es relativ schwierig ist, Schutzhunde zu integrieren (und zu führen). Die Entschädigung für Raubtiere selbst ist in finanzieller Hinsicht unzureichend, kann aber auf keinen Fall das Bedürfnis des Züchters nach einer harmonischen Beziehung zu seiner Herde befriedigen.

Die Ausbreitung des Wolfs bereitet den Tessiner Landwirten zunehmend Sorgen.

Die klimatische Herausforderung

Das nächste Thema waren die Herausforderungen des Klimawandels mit Blick auf die Sommer 2021 und 2022: Der erste Sommer war durch ein Übermass an Regen gekennzeichnet, während der zweite Sommer eher dürftig war. Anschliessend diskutierten die Jungpolitiker mit den jungen Landwirten über Lösungsmassnahmen wie die Optimierung der Ressourcennutzung, die Erhöhung des Pflanzenschutzes, die Diversifizierung der Produktion, die Wahl stärkerer, an das Klima angepasster Rassen, die Verwendung natürlicher Antagonisten usw.

Kann Landwirtschaft ökologisch sein?

Zum Abschluss des Treffens erläuterten die Junglandwirte ihr Konzept einer «ökologischeren Landwirtschaft» und gingen dabei auf drei Themen ein, die sie als zentral erachteten: die Beibehaltung der Nachhaltigkeit in all ihren Aspekten – wobei Paltenghi mit besonderer Freude hervorhob, dass sich das Konzept der Nachhaltigkeit auch auf die soziale Ebene erstreckt, und die Gelegenheit nutzte, um an die Grundlagen zu erinnern, die dank der Kommunistischen Partei mit der Einführung der Ernährungssouveränität in der Tessiner Kantonsverfassung gelegt wurden: eine Massnahme, die sowohl von den Landwirten als auch von den Verbrauchern mitgetragen wird – und weiter zu einer an die lokalen Bedingungen angepassten Landwirtschaft und der Nutzung erneuerbarer Energien.
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Der Text ist am 22. August 2022 erstmals auf sinistra.ch erschienen.