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Nach den Erdbeben: Stoppt sofort die Blockade gegen Syrien!

Nicht nur der Südosten der Türkei, sondern auch große Teile von Syrien (vor allem im Norden und Westen) waren von den schrecklichen Erdbeben der letzten Stunden und Tage betroffen. Darunter auch große Städte wie Aleppo und Latakia. Mindestens 2500 Menschen sind in Syrien bisher tot geborgen worden. Die Dunkelziffer ist viel höher. Die Situation ist verheerend, was nicht nur durch die aktuelle Katastrophe verschuldet wurde. Seit 2011 wird das Land nicht nur von militärischen Aggressionen erschüttert, sondern ist auch von sogenannten Sanktionen betroffen, die seit mehr als 12 Jahren gegen das Land verhängt werden, auch von der EU und auch vom angeblich neutralen Österreich. Was die imperialistischen Mächte durch Bombardierungen, Söldnerbanden und Terroristen nicht geschafft haben, versuchen sie durch diese Blockade wirtschaftlich durchzusetzen.

In der aktuellen Krise bedeuten die Sanktionen, dass Syrien weder genügend Geräte hat, um verschüttete Menschen zu bergen, noch ausreichend Mittel, um die Überlebenden angemessen zu versorgen. Die Nothilfe von außen wird durch die westliche Regime-Change Politik eingeschränkt und wird außerdem nur für jene Regionen zugelassen, die von den mit dem Westen verbündeten Islamisten oder anderen Kollaborateuren kontrolliert werden.

Nicht erst seit den Erdbeben sind die Sanktionen Massenmord! Sie sind die Konsequenz der menschenverachtenden Politik der westeuropäischen Staaten und der USA: Wir fordern deshalb angesichts der aktuellen Notlage die sofortige Aufhebung der völkerrechtswidrigen und illegalen Blockade, die dem syrischen Volk aufgezwungen wird!

Eine vertrauenswürdige Stelle für Spenden für Erdbebenopfer in Syrien →


Aufgedeckt: Umstrittene Spendensammelaktion für Syrien gefährdet humanitäre Hilfe

Nach dem verheerenden Erdbeben, das Syrien und die Türkei am 6. Februar erschütterte, haben viele Menschen ihre Besorgnis darüber geäussert, dass bewaffnete Gruppen im Norden des Landes – sowie mit ihnen verbundene Hilfsgruppen und Rettungsteams – versuchen könnten, humanitäre Hilfe in von der Opposition kontrollierte Gebiete umzuleiten, um sie zu horten und ihre Lieferung in die von Damaskus kontrollierten Gebiete zu verhindern. Schon seit Beginn des Krieges in Syrien wird dem Molham Volunteering Team vorgeworfen, Millionen an humanitärer Hilfe zu veruntreuen.

Dies ist vor dem Hintergrund der Tatsache zu sehen, dass die von den USA gegen Syrien verhängten Sanktionen im Rahmen des Caesar-Gesetzes in der Vergangenheit verhindert haben, dass Hilfsgüter in die von der Regierung kontrollierten Gebiete gelangen.

Seit dem Erdbeben sammelt die syrische «Hilfsgruppe» Molham Volunteering Team Spenden, um den Opfern des Erdbebens zu helfen. Laut ihrer Instagram-Fundraising-Seite hat die Gruppe bisher 1 851 588 Dollar von den geplanten 2 135 603 gesammelt.

Das Molham Volunteering Team wurde 2012 von einem Syrer namens Atef Nanoua gegründet. Nach Angaben des syrischen Mediennetzwerks QSJ wurde es in Jordanien als reguläres Unternehmen registriert, in der Türkei, in Frankreich und in Deutschland jedoch als «freiwillige» NGO geführt. Bald darauf begann sie, Online-Spendenaktionen durchzuführen.

Nanoua, der laut QSJ aus einer armen Familie stammt, kam 2014 mittellos in Saudi-Arabien an und begann bald darauf, in den sozialen Medien im Smoking zu erscheinen, in Luxusautos zu fahren und extravagante Hochzeiten in der Türkei zu besuchen. Dies führte zu Anschuldigungen, dass die Spendengelder veruntreut wurden.

Das Mediennetzwerk behauptete auch, dass die Gelder für ein Wohnungsbauprojekt 2020 in der nördlichen Stadt Azaz, mit dem Wohnungen für Binnenvertriebene in Syrien gesichert werden sollen, vom Molham Volunteering Team eingesackt wurden, das ein Spendenziel von 250.000 Dollar angekündigt hatte und laut der Website der Gruppe über 3 000 000 Dollar erhalten haben soll.

Unabhängig davon, ob bestätigt werden kann, dass das Molham Volunteering Team all diese Gelder im Laufe der Jahre in die eigene Tasche gesteckt hat, kann eines sicher sein – es ist nur «im befreiten Norden tätig», wie die Gruppe selbst sagt. Der «befreite Norden» bezieht sich auf das nördliche Gouvernement Idlib und die umliegenden Gebiete unter türkischem Einfluss in Nordsyrien.

Die Gruppe selbst gab nach dem Erdbeben zu, dass sie keine Hilfsgüter in die übrigen Gebiete in Syrien schickt, zu denen Aleppo, Latakia und Hama gehören, «weil es riskant ist, vom Regime kontrollierte Gebiete abzudecken». Die Organisation hat auch Gelder aus dem besetzten Palästina über israelische Banken erhalten.

Als Reaktion auf diese Behauptungen darüber, wo die Gruppe tätig ist und wohin die Hilfe geht, veröffentlichte Nanoua am 7. Februar ein Video auf dem Twitter-Account von Molham Team, in dem er behauptete, dass es ihnen von der Regierung untersagt sei, in den von Damaskus kontrollierten Gebieten Hilfe zu leisten.

Die Social-Media-Seite der Molham Volunteering Group ist gespickt mit Fotos und Videos von Abdul Baset al-Sarout, einer syrischen Oppositionsikone, die bis heute verherrlicht wird – trotz ihrer Verstrickung mit ISIS, seiner Aufrufe zum Völkermord an Minderheiten und seiner Loblieder auf Osama bin Laden.

Zu den anderen, die behaupten, Geld für Syrien zu sammeln, gehören die vom Westen unterstützten Weisshelme, ein mit Al-Qaida verbundenes Rettungsteam, das in Nordsyrien operiert und als stark politisierte Organisation bekannt ist.

Militante Gruppen in Nordsyrien, vor allem Hayat Tahrir al-Sham (HTS), sind dafür bekannt, dass sie internationale humanitäre Hilfe für sich selbst horten, um sie in der Regel zu höheren Preisen zu verkaufen oder in irgendeiner Weise davon zu profitieren. Daher hat Moskau ein Ende des von den Vereinten Nationen geförderten grenzüberschreitenden Hilfsprogramms gefordert, das seiner Meinung nach vom Westen dazu benutzt wird, die Weiterleitung der Hilfsgüter nach Damaskus zu verhindern.

Auch die US-Sanktionen gegen Syrien hindern die von der Regierung gehaltenen Gebiete direkt daran, Hilfe zu erhalten.

In einem im Jahr 2020 veröffentlichten Bericht des humanitären Informationsportals Relief Web, das dem UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) angegliedert ist, heisst es: «Die Sanktionen, die von der EU (einschliesslich des Vereinigten Königreichs) und den USA gegen Syrien verhängt wurden, haben für die syrischen Bürger in den von der Regierung kontrollierten Gebieten (die 70 Prozent des Landes ausmachen), die versuchen, ihr Leben wieder aufzubauen, schreckliche humanitäre Folgen.»

Der Bericht, in dem von einem «politisch motivierten Ziel, den Sturz der syrischen Regierung herbeizuführen» die Rede ist, fügt hinzu: «Von den riesigen Mengen an humanitärer Hilfe, die westliche Regierungen ‘nach Syrien’ schicken, erreicht der grösste Teil entweder Flüchtlinge, die aus dem Land geflohen sind, oder nur die Gebiete Syriens, die von militanten Gruppen besetzt sind, die gegen die syrische Regierung kämpfen. Die meisten Menschen in Syrien werden also absichtlich nicht unterstützt.»
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Der Text ist am 7. Februar 2023 im Magazin The Cradle erschienen.