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Marino Bodenmann, ein grosser Schweizer Kommunist, wurde vor 130 Jahren geboren

Luca Frei

von Luca Frei1

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag von Marino Bodenmann, Nationalrat vor und nach dem Zweiten Weltkrieg für die Kommunistische Partei der Schweiz (KPS) und die Partei der Arbeit (PdA) und ehemaliges Mitglied der Führung des Partito del Lavoro im Tessin, zum 130. Male. Bodenmann gehörte 1944 zu den Gründungsmitgliedern der Partei der Arbeit und gilt als einer der prominentesten Journalisten und Politiker der kommunistischen Linken der Schweiz.

Marino Bodenmann wurde 1893 in Fiesch im Oberwallis als Sohn des Schuhmachers Leo Bodenmann und von Antonia Bürcher in eine arme Familie geboren. Er wurde bald von seiner Mutter verwaist und musste schon in jungen Jahren auf dem Bergbauernhof seiner Grosseltern arbeiten, was ihn bald mit den härtesten und niedersten Arbeiten in Berührung brachte. Noch als Jugendlicher arbeitete er als Arbeiter und Angestellter und später als Kellner in Hotels in der Schweiz und in Italien. In Italien, genauer gesagt in Neapel, lernte Bodenmann einen jungen Arbeitskollegen kennen, der der Sozialistischen Jugend angehörte, eine Begegnung, die seine politische Orientierung mitbestimmte. In Grenchen, wo er als Arbeiter in der Uhrenindustrie arbeitete, lernte er dann die organisierte sozialistische Bewegung kennen. Bodenmann gehörte zu linken Flügel der Arbeiterbewegung, der die Oktoberrevolution in Russland, wohin er 1918 ausreiste, enthusiastisch begrüsst hatte. Zwischen 1918 und 1935 unternahm er mehrere Reisen in die Sowjetunion, meist im Auftrag der Partei.

Wahlkampagne der Kommunistischen Partei der Schweiz in Zürich (1926).

Von 1920 bis 1924 konzentrierte sich seine politische Tätigkeit vor allem auf die Organisation zunächst des revolutionären Flügels der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz und später der Kommunistischen Partei der Schweiz, deren Zentralsekretär er später wurde. Von 1930 bis 1934 war Bodenmann auch Gewerkschaftssekretär und leitete verschiedene Arbeiteraktionen, darunter den Bauarbeiterstreik und den Streik der Rheinhafenarbeiter, die beide in Basel stattfanden, sowie die Streiks der Spengler und Sanitärinstallateure und den Streik der Bauarbeiter in Zürich.

Von 1922 bis 1944, dem Gründungsjahr der Partei der Arbeit (PdA), der Nachfolgerin der von den eidgenössischen Behörden verbotenen KPS, war Bodenmann Mitglied des Zentralkomitees und von 1924 bis 1944, mit Ausnahme einer kurzen Periode, auch Mitglied der Parteileitung. Er war Redaktor der Zürcher kommunistischen Zeitung «Der Kämpfer» (1935), Chefredaktor des nationalen Parteiorgans «Freiheit» und ab 1947 Direktor der Genossenschaftsdruckerei Vorwärts in Basel. Von 1922 bis 1932 war er Grossrat in Basel, von 1934 bis 1937 Regierungsrat in Basel und von 1935 bis 1937 Grossrat in Zürich. Zudem war er von 1934 bis 1939 und von 1953 bis 1959 Nationalrat. Bodenmann verfügte also über eine grosse institutionelle Erfahrung.

Wegen seines gewerkschaftlichen und politischen Kampfes wurde er mehrmals von der Polizei verhaftet und zu verschiedenen Gefängnisstrafen verurteilt. Ein Beispiel ist seine Inhaftierung wegen Demonstrationen für das republikanische Spanien. Auf internationaler Ebene war Bodenmann vor allem als Parteidelegierter bei Kongressen und Sitzungen der Exekutive der Kommunistischen Internationale aktiv und war zehn Jahre lang für Aktionen zugunsten verfolgter oder verbotener Bruderparteien verantwortlich. Er half auch vielen italienischen Genossen, die vom faschistischen Regime verfolgt wurden. Im Jahr 1919 wurde er zum Delegierten der Komintern in Rom ernannt, wurde jedoch verhaftet und ausgewiesen; anschliessend war er Delegierter des sechsten (1928) und siebten (1935) Komintern-Kongresses.

Trauerkundgebung im Jahr 1923 für die Ermordung des sowjetischen Diplomaten Vaclav Vorovskji. Erster von links ist Marino Bodenmann.

Ebenfalls im Namen der Komintern nahm Bodenmann am Gründungskongress der Kommunistischen Jugendinternationale in Berlin teil und war später Delegierter auf dem Kongress der Kommunistischen Jugend Italiens. Diese Tätigkeit brachte ihm Verhaftungen und mehrmonatige Gefängnisaufenthalte in Italien und der Schweiz ein. Diese Arbeit auf internationaler Ebene war ein Charakteristikum der Schweizer Kommunisten: Obwohl klein, genoss die Schweizer Partei, sowohl die KPS als auch die PdA, oft internationales Ansehen, und dieses Engagement wird von der heutigen Kommunistischen Partei seit ihrem vorletzten Kongress 2016 wieder aufgenommen, wie zum Beispiel die KP-Delegation, die im April nach China reiste, wo sie mit der Führung des Zentralkomitees zusammentraf.

Zurück zu Bodenmann: Ab 1943 war er für die Verbindung zwischen den Zentralorganen der im Untergrund wirkenden Kommunistischen Partei der Schweiz und der PdA mit der Tessiner Kantonalpartei zuständig. 1957 zog er dann aus gesundheitlichen Gründen ins Tessin und wurde Mitglied der Tessiner PdA und ihrer Führung, wobei er seine Rolle auf nationaler Ebene beibehielt. Er leistete auch einen wichtigen Beitrag in der Redaktion des «Lavoratore», vor allem mit Beiträgen zur Sozialpolitik. Auf tragische Weise verunglückte er 1964 in Lausanne am Rande einer Sitzung des nationalen Vorstands der PdA.

Bodenmann war also ein unermüdlicher Kämpfer, ein Verfechter konkreter Aktionen, die eng mit den realen Bedürfnissen der Arbeiterklasse verbunden waren und von den Aktivisten der PdA, aber auch über deren Grenzen hinaus, besonders geschätzt wurden. Bodenmann war Mitglied einer Partei, die immer an vorderster Front der sozialen Kämpfe stand und in der internationalen kommunistischen Bewegung unter voller Achtung des Internationalismus verankert war.
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Der Text ist erstmals am 3. Juni 2023 in sinistra.ch erschienen.
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1 Luca Frei, geboren 1998, wurde im März 2020 zum Koordinator der Kommunistischen Jugend Schweiz gewählt. Nach dem Abitur begann er ein Universitätsstudium der Geschichte. Er ist in der Unabhängigen Studenten- und Lehrlingsvereinigung (SISA) aktiv.