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Auswirkungen der Zerstörung durch die israelische Bombardierung des Hauses der Familie Al-Najjar östlich von Khan Younis im südlichen Gazastreifen am 12. November 2023. (Loay Ayyoub für die Washington Post über Getty Images)

Auch deshalb müssen Tausende von Gazarouï sterben: für die Gas-Claims vor Gazas Küste und die Rüstungs-Aktionäre

Riesige britische Unternehmen, die von der Regierung unterstützt werden – BP und BAE Systems – profitieren von lukrativen Verträgen mit Israel, während dieses Tausende von Palästinensern tötet. Das britische Investigativ-Büro «Declassified UK» enthüllt die Zusammenhänge. Das «Recht auf Selbstverteidigung Israels» ist nichts als zynische Ausflucht für das Wegschauen Europas vom gigantischen Völkermord der Zionisten. Es geht um Gas und Geschäfte.

von JOHN MCEVOY1 am 20. November 2023

Der britische Energieriese BP und das Rüstungsunternehmen BAE Systems werden von Israel profitieren, während dieses die Zerstörung des Gazastreifens vorantreibt, hat das britische Investigativ-Büro Declassified herausgefunden.

Während das israelische Militär im Gazastreifen schon über 11 000 Palästinenser getötet hat, hat seine Regierung angekündigt, dass BP einen lukrativen Vertrag zur Suche nach Erdgas im östlichen Mittelmeer erhalten hat. Unterdessen ist der Aktienkurs des Rüstungsunternehmens BAE Systems, das wichtige Teile der F-35-Jets herstellt, die zur Unterstützung von Angriffen auf Gaza eingesetzt werden, in den letzten Wochen gestiegen.

Eine Reihe britischer konservativer Abgeordneter, die den parlamentarischen Antrag der letzten Woche, der einen Waffenstillstand in Gaza forderte, abgelehnt hatten, haben Anteile an BP und BAE, die beide eng mit der britischen Regierung verbunden sind.

Neue Lizenzen für BP

Am 29. Oktober gab das israelische Ministerium für Energie und Infrastruktur bekannt, dass es sechs Energieunternehmen neue Lizenzen für die Offshore-Erdgasexploration im östlichen Mittelmeerraum erteilt hat. Die Ankündigung kam eine Woche nachdem Israel das Flüchtlingslager Jabalia in Gaza bombardiert und Dutzende von Menschen getötet hatte. Zwei Tage später wurde das Lager erneut bombardiert.

Eines der Gebote wurde von einem gemeinsamen Konsortium aus dem britischen Energieriesen BP, der aserbaidschanischen nationalen Ölgesellschaft SOCAR und dem israelischen Unternehmen NewMed Energy gewonnen. Eigentlich wurden die Gebote bereits früher abgegeben, mit der jetzigen Ankündigung wollte man das Vertrauen der Investoren in Israel inmitten seines brutalen Krieges gegen Gaza fördern.

«Schon jetzt vertrauen grosse Erdgasexplorationsunternehmen auf die Robustheit Israels und wollen hier investieren,» sagte Israels Energieminister Israel Katz. «Die Unternehmen, die den Zuschlag erhalten haben, verpflichteten sich, in den nächsten drei Jahren beispiellose Investitionen in die Erdgasexploration zu tätigen, die hoffentlich zur Entdeckung neuer Erdgaslagerstätten führen werden,» fügte er hinzu.

Israels Ziel ist es, Energieunabhängigkeit zu erreichen und ein Nettoexporteur von Erdgas zu werden. Die neuen Explorationslizenzen sollen auch die Bemühungen des Westens erleichtern, sich von russischen Energiequellen zu diversifizieren. Im Juni 2022 unterzeichneten die Europäische Union, Ägypten und Israel ein dreigliedriges Erdgasexportabkommen, um «Russland loszuwerden».

Ursula von der Leyen, die Chefin der Europäischen Kommission und eine prominente Verteidigerin Israels in Bezug auf Gaza, bezeichnete das Abkommen als «einen herausragenden Schritt, der unsere Energiekooperation auf die nächste Stufe bringt». Sie fügte hinzu: «Was für ein besonderer Moment!»

«Sehr optimistisch»

Die Interessen von BP werden seit langem von der britischen Regierung auf der ganzen Welt stark unterstützt, und ein ehemaliger Chef des Geheimdienstes MI6, Sir John Sawers, ist seit 2015 im Vorstand. Im März dieses Jahres startete BP ein gemeinsames Angebot mit der staatlichen Ölgesellschaft ADNOC der Vereinigten Arabischen Emirate zum Kauf von 50% der israelischen NewMed Energy Company im Wert von 2 Mrd. USD.

NewMed hält einen Anteil von 45% am Offshore-Feld Leviathan, von dem angenommen wird, dass es rund 22 Billionen Kubikfuss Erdgas enthält. Das Feld erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,5 Milliarden US-Dollar, ist aber «eines von nur 425 Projekten weltweit, die als ‹Kohlenstoffbomben› bezeichnet werden und ‹die Klimaziele des Pariser Abkommens erheblich bedrohen›».

BP hat sich von der anhaltenden Zerstörung des Gazastreifens durch Israel nicht abschrecken lassen, und seine Leiterin für Gas und kohlenstoffarme Energie, Anja-Isabel Dotzenrath, soll den Investoren im Oktober mitgeteilt haben, dass das Unternehmen dem Deal immer noch «sehr optimistisch» gegenübersteht.

Palästinenser gehen leer aus

Die riesigen Ressourcen im Levante-Becken sind umstritten; es gibt konkurrierende Ansprüche von Palästinensern, Zyprioten, Ägyptern, Israelis, Libanesen und Syrern. Die Palästinenser sind jedoch davon ausgeschlossen, von den Energiereserven der Region zu profitieren. Im Jahr 2019 stellte ein Bericht der Vereinten Nationen fest, dass Israels «Besatzung die Palästinenser weiterhin daran hindert, ihre Energiefelder zu entwickeln».

Infolgedessen, so der Bericht weiter, «wurden dem palästinensischen Volk die Vorteile der Nutzung dieser natürlichen Ressource zur Finanzierung der sozioökonomischen Entwicklung und zur Deckung seines Energiebedarfs verweigert», wobei die kumulierten Verluste voraussichtlich «in Milliardenhöhe» liegen werden.

Das Gaza-Meeresfeld, das sich etwa 30 Kilometer vor der Küste des Gazastreifens befindet, soll über 1 Billion Kubikfuss Erdgas enthalten, ist aber seit dem Jahr 2000 nicht erschlossen. Israels illegale Besetzung des Gazastreifens bedeutet auch, dass die Palästinenser für ihre Gas- und Stromversorgung auf Israel angewiesen sind. Dieses Abhängigkeitsverhältnis hat zu ständigen Stromausfällen in Gaza und in jüngerer Zeit zu Israels Stromausfall in der gesamten Region geführt.

«Der tödlichste Kampfjet der Welt»

Grossbritanniens führender Waffenhersteller, BAE Systems, verdient auch im israelischen Krieg gegen Gaza Geld. Das Unternehmen hat seit langem eine Drehtür mit ehemaligen Regierungsbeamten. Einer seiner nicht geschäftsführenden Direktoren ist Sir Mark Sedwill, der von 2017 bis 2020 als nationaler Sicherheitsberater des Vereinigten Königreichs tätig war. Die ehemalige CIA-Chefin Gina Haspel sitzt im Vorstand der US-Tochter von BAE.

BAE Systems baut Schiffe, U-Boote und Kampfflugzeuge und hat Berichten zufolge seit Ende Juni Aufträge in Höhe von 10 Mrd. £ buchen können, «was die Gesamtsumme für das bisherige Jahr auf mehr als 30 Mrd. £ erhöht».

Das Unternehmen fabriziert Schlüsselteile für Israels F-35-Kampfflugzeuge, die als «Stealth-Bomber» und «tödlichster Kampfjet der Welt» bezeichnet werden. Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, das F-35-Kampfflugzeuge besitzt. Rund 15% der Komponenten des F-35 werden in Grossbritannien hergestellt, einschliesslich des hinteren Rumpfes, der Heckteile und der Elektronik.

In den letzten Wochen haben die israelischen Streitkräfte F-35-Jets eingesetzt, um Angriffe auf Gaza durchzuführen.

Im November besuchte der Stabschef des israelischen Militärs, Generalleutnant Herzi Halevi, seine Luftwaffenflotte von F-35-Jets und erklärte, dass Israel «weiss, wie man überall im Nahen Osten ankommt. Wir sind bereits einen Monat im Krieg, treffen die Hamas sehr, sehr hart … und zerstören die Infrastruktur der Hamas in Gaza». Er fügte hinzu, dass die F-35 «sehr schwere Munition» tragen und «eine sehr gute Verbindung zwischen dem, was die [Boden-]Streitkräfte brauchen, und dem, was das Flugzeug zu geben weiss», bieten.

Die israelischen Streitkräfte rühmen sich, dass die F-35 bis zu 8,16 Tonnen Munition aufnehmen kann – das entspricht 4,5 afrikanischen Elefanten.

Aktienkurs

Der Aktienkurs von BAE Systems stieg im Juli 2023 nach einem israelischen Auftrag zur Erweiterung der F-35–Flotte auf 75 Jets – ein Anstieg von 50%. Der Gesamtwert der F-35-Verträge mit BAE Systems seit 2010 könnte 1 Mrd. übersteigen.

Inmitten des Krieges gegen Gaza stieg der Aktienkurs von BAE Systems erneut, und die Anleger erwarteten einen Goldrausch für Rüstungsfirmen, die Israel mit fortschrittlicher Militärtechnologie beliefern. Bis zum 16. November 2023 stieg der Aktienkurs des Unternehmens um rund 9% im Vergleich zum 6. Oktober – dem Tag vor dem Angriff der Palästinenser auf Israel.

Die F-35-Teile werden über offene Lizenzen an Israel verkauft, ein System, das es Grossbritannien ermöglicht, unbegrenzte und nicht spezifizierte Mengen militärischer Gegenstände an Käufer im Ausland zu transferieren. Die britische Regierung hat Israel in den letzten acht Jahren 57 solcher Lizenzen erteilt, von denen zehn im Jahr 2022 ausgestellt wurden.

Die britische Regierung rechtfertigt den fortgesetzten Verkauf von Waffen an Israel damit, dass Israel «deutlich gemacht hat, dass es sich an das humanitäre Völkerrecht halten wird», und fügt hinzu, dass Grossbritannien «die strengsten Waffenvorschriften der Welt hat».

Parlamentarier-Aktionäre

Eine Reihe von britischen Parlamentariern wird wahrscheinlich auch die Vorteile der wachsenden Handelsinteressen Grossbritanniens in Israel nutzen. Es wurde berichtet, dass sechs konservative Abgeordnete Anteile oder enge Familienmitglieder mit Anteilen an BP haben – David Duguid, Victoria Prentis, Desmond Swayne, Harriett Baldwin, Bob Blackman und Diana Johnson.

Fünf dieser Abgeordneten stimmten gegen den parlamentarischen Antrag auf einen Waffenstillstand in Gaza (während Johnson sich enthielt), was Fragen zu Interessenkonflikten aufwirft. Zwei Abgeordnete – Jesse Norman und Christopher Chope – haben Berichten zufolge Anteile an BAE Systems. Beide stimmten gegen einen Waffenstillstand in Gaza.

Andere britische Unternehmen könnten von Israels Krieg gegen Gaza profitieren. Wie War on Want im Jahr 2022 feststellte, halten britische Finanzinstitute wie Barclays bedeutende Anteile an «Unternehmen, deren Waffen, Komponenten und Militärtechnologie bei rechtswidriger Gewalt gegen Palästinenser eingesetzt wurden», wie BAE Systems und Boeing.

Alle sieben konservativen Abgeordneten des britischen Parlaments, die Berichten zufolge Anteile an Barclays haben – Chope, Robert Goodwill, Jonathan Djanogly, Heather Wheeler, Ian Levy, David Evennett und Steve Double – stimmten ebenfalls gegen einen Waffenstillstand.

Ein Transparent von der Gaza-Demo vom 18. November 2023 in Zürich. Treffend, aber natürlich nicht vollständig. Es hätten auch Schweizer Regierungsmitglieder darauf Platz, die punkto aktive Friedens- und Neutralitätspolitik völlig versagen.

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1 John McEvoy ist ein unabhängiger Journalist, der für International History Review, The Canary, Tribune Magazine, Jacobin und Brasil Wire geschrieben hat.
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Übernommen von Declassified UK. Übersetzt mit Hilfe von Yandex Translate.