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Stefanie Kunz: Kampf gegen Terrorismus – wer sind die Miami 5?

Seit dem Sieg der Revolution 1959 war und ist der sozialistische Inselstaat Kuba zahlreichen terroristischen Angriffen ausgesetzt, Attentaten, die in Florida beheimatete Gruppen begehen. Nach offiziellen Angaben kosteten diese Anschläge 3’478 Menschen das Leben und über 2000 wurden verletzt. 1976 beispielsweise wurde ein ziviles kubanisches Flugzeug in die Luft gesprengt, 73 Menschen starben. 1990 wurde ein italienischer Tourist bei einem Bombenattentat auf ein Hotel getötet.

Um solche Anschläge künftig zu vermeiden, infiltrierten fünf junge Kubaner im Auftrag ihrer Regierung die Kuba-feindlichen Gruppen in Miami. Unter Mitwirkung von Gabriel …. informierte die kubanische Regierung 1998 diejenige der USA über geplante terroristische Attentate und schlug zur Verhinderung ihrer Realisierung eine Zusammenarbeit vor. Im Juni 1998 wurde daher ein umfangreiches Dossier mit Informationen über die Terrorgruppen und ihre Vorhaben in Kuba an den FBI übergeben.

Doch statt den Terror zu bekämpfen, liess die US-Regierung am 12. September 1999 die fünf Kubaner verhaften, die diese Informationen zusammen getragen hatten. 17 Monate mussten Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Fernando González, Antonio Guerrero und René González in Einzelhaft verbringen, bevor ihr «Prozess» überhaupt begann. Nach insgesamt zwei Jahren des Wartens begannen schliesslich in Miami die Verhandlungen und dauerten zunächst sieben Monate. Eine Verlegung des Verhandlungsortes wurde abgelehnt, obwohl nur allzu klar war, dass die in Miami heimischen «Exil-KubanerInnen» alles unternehmen würden, eine feindliche Atmosphäre und Urteile gegen die Fünf zu erreichen.

Selbst der Staatsanwalt fand die Beweise nicht für alle vorgebrachten Anschuldigungen ausreichend, z.B. für den Vorwurf des geplanten Mordes gegenüber Gerardo. Nichtsdestotrotz wurden die «Miami 5» in allen Punkten schuldig gesprochen:

Gerardo wurde zu zweimal lebenslänglich plus 15 Jahren verurteilt, Ramón zu lebenslänglich plus 18 Jahren, Antonio zu lebenslänglich plus 10 Jahren, Fernando zu 19 und René zu 15 Jahren.

Dem Appellationsgericht in Atlanta wurden 26 Kritikpunkte vorgelegt, um eine Aufhebung dieser ausschliesslich politisch motivierten Strafen zu erreichen. Nach 18 Monaten, im August 2005, wurde auf einen dieser 26 Punkte, die Kritik am Verhandlungsort, geantwortet: Das Gremium der drei zuständigen Appellationsrichter entschied einstimmig, dass der Prozess aufgrund des Ortes unzulässig war und neu verhandelt werden müsse!

Was dann folgte, ist ziemlich einmalig in der Rechtsgeschichte der USA: Im September forderte die US-Regierung eine Überprüfung der Entscheidung durch das vollständige Appellationsgericht. Gehorsam wurde am 9. August 2006 die gefällte, einstimmige Entscheidung der eigenen Richterkollegen widerrufen, die Verurteilung der fünf Kubaner bestätigt, ein neuer Prozess somit abgelehnt und die restlichen 25 Kritikpunkte wiederum an das Gremium der zuständigen Kollegen überwiesen.

Wann und wie es nun gerichtlich weitergeht ist offen. Das Appellationsverfahren dauert an und kann dies noch für Jahre. Weitere Jahre, die die Fünf ungerechtfertigt im Gefängnis verbringen.

Doch dieser skandalösen Vorgänge nicht genug, zu den Verzögerungen, den ungerechten Verurteilungen und der Anwendung von Isolationshaft beispielsweise, kommt auch noch die Verletzung des Menschenrechts der Angehörigen auf Besuch (s. Artikel im Vorwärts).

Zur Befreiung der «Miami 5» aus den Händen der US-Schergen braucht es internationale Solidarität.

Cuba-siMiami 5

Free The Five

Inocentes.org

Volveran – sie werden heimkehren!

Nach einem politisch motivierten Prozess sitzen fünf kubanische Anti-Terrorkämpfer seit fast neun Jahren in den USA im Gefängnis. Gegen einen erfolgreichen Rekurs intervenierte die US-Regierung. Doch damit nicht genug, das Besuchsrecht der Angehörigen wird zusätzlich mit Füssen getreten. Adriana Perez und Olga Salanueva, zwei Ehefrauen der «Miami 5», informierten am 24. März in Bern.

“Leider gibt es keine Neuigkeiten. Die Situation bleibt schwierig.” führte Adriana gleich zu Beginn aus. Der Appellationsprozess geht weiter, wie lange weiss niemand. Und selbst wenn er erfolgreich sein sollte – spätestens seit 2005 ist klar, dass die US-Regierung wiederum Rekurs einlegen würde. Eine Verzögerungstaktik, die darauf angelegt ist, die Gefangenen und ihre Angehörigen zu zermürben, sagt Olga. Alles ist Kampf, selbst ein Besuch.

Einige Angehörige konnten gerade in die USA reisen und ihre Väter, Söhne, Männer besuchen, aber es wird von Mal zu Mal schwieriger, erzählt sie. Was heisst das konkret? Bisher mussten die Gefangen Besuche telefonisch beantragen, aber ein solches Telefonat wurde einfach verweigert. Pro Monat dürfen die Gefangenen 300 Minuten telefonieren. Fünf Stunden Zeit um mit dem Anwalt, den kubanischen Behörden und ihren Familien zu sprechen. Maximal fünf Nummern dürfen gewählt werden. Wenn ich an meine Telefonrechnung denke… Ende 2006 wurden einige Besuchsanträge gestellt, ihnen wurde stattgegeben. Sie wurden erst für März 2008 bewilligt. Nach Protesten wurden die Besuche «ausnahmsweise» vorverlegt, auf den 12.9.2007, rein zufällig der neunte Jahrestag der Verhaftung?

Olga selbst konnte ihren Mann im Jahr 2000 das letzte Mal besuchen; seitdem wurden sieben Anträge auf ein Einreisevisum durch die US-Administration abgelehnt. Adriana konnte ihren Mann Gerardo seit seiner Verhaftung noch nie besuchen; auch bei ihr wurden sieben Anträge auf ein Einreisevisum abgelehnt. Mit welcher Begründung erfolgte die Ablehnung? Mit ganz verschiedenen Vorwürfen, mal wurde den beiden Frauen Spionage für den kubanischen Geheimdienst vorgeworfen, dann Sabotage, Terrorismus, aber auch eine geplante Emigration oder sie seien eine Gefahr für die US-amerikanische Sicherheit.

Dieses Sammelsurium an Scheinargumenten mag lustig klingen, letztlich erzeugen sie aber einen enormen Druck auf die Beteiligten. Ausserdem sind die Vorwürfe einfach nur absurd. Olga hat beispielsweise zweieinhalb Jahre in den USA gelebt, auch als ihr Mann schon in Haft war. Wäre sie eine Gefahr für die Sicherheit, hätte sie damals verhaftet und angeklagt werden können. Das geschah nicht. Adriana dagegen hat bei ihrem ersten Antrag ein Visum bekommen. Bei der Einreise wurde sie jedoch an der Grenze festgehalten, erkennungsdienstlich behandelt und elf Stunden verhört. Danach wurde sie zurückgeschickt. Der einzige Sinn dieser Massnahmen ist Druck auf ihre Männer auszuüben. Doch sie machen nicht bei Erwachsenen halt: Renés und Olgas Tochter war 4,5 Monate als ihr Vater verhaftet wurde. Sie konnte aufgrund der psychologischen Situation nicht ohne ihre Mutter in die USA reisen und die dürfte nicht. Im Dezember 2006 konnte sie nun erstmals wieder ihren Vater besuchen. Sechs Jahre hatten sie sich nicht gesehen. René schrieb danach «Das war einer der glücklichsten Momente seit langem», berichtet Olga unter Tränen. «Doch wir halten durch, wir werden siegen» sagt sie auch. «Eure Solidarität hilft uns. Sie werden sie nicht frei lassen, wir müssen ihre Freiheit gemeinsam erkämpfen.»
Die Richter am Appellationsgericht, die den Rekurs untersuchen, haben zwei Möglichkeiten: gerecht zu sein und die Verurteilungen für nichtig zu erklären, oder sich in ein gutes Verhältnis mit dem weltgrössten Imperium zu beugen. Die Weltöffentlichkeit muss ihnen zeigen, dass sie aufpasst, dass Gerechtigkeit nötig ist. «Öffentlicher Druck» ist das einzige was hilft. Internationale Organisationen, PolitikerInnen, Prominente müssen sich einmischen. Aber auch die Solidarität vieler «normaler» Menschen nutzt. Das Schweigen in den herrschenden Medien, vor allem das Verschweigen des Falls in den USA selbst, muss gebrochen werden. Am Arbeitsplatz, in der Schule, der Uni, unter FreundInnen, immer wieder muss von diesem Fall erzählt, zur Solidarität aufgefordert werden, überall auf der Welt. Informiert Euch und andere, schreibt an das Amt für auswärtige Angelegenheiten; Abkommen zum Terrorismus, wie zwischen der USA und der Schweiz gerade vereinbart, müssen diesen Fall berücksichtigen. Schreibt an die US-Administration und an den US-Botschafter in Bern und fordert die Freilassung der Fünf sowie umfassende Informationen. Und sammelt bis zum 13. Mai Unterschriften für die Petition an die US-Behörden, die Visa für Olga und Adriana fordert.

Sie werden heimkehren – durch die internationale Solidarität.