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Staatlicher Vandalismus in Georgien

Am 19. Dezember wurde in der georgischen Stadt Kutaissi auf Anordnung von Präsident Saakaschwili das Ehrenmal für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen gesprengt. Nur einen Tag vor der Sprengung, die bereits im Vorfeld für Empörung gesorgt hatte, hatte die UN-Vollversammlung auf Anregung Russlands eine Resolution gegen die Zerstörung und Schändung von Denkmälern für die Antifaschisten verabschiedet.

Die Sprengung war offenbar sehr eilig und ohne Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen durchgeführt worden. Durch herumfliegende Teile des 46 Meter hohen Denkmals wurden eine Frau und ihre achtjährige Tochter erschlagen. Mehrere Menschen wurden durch Splitter schwer verletzt. Offenbar wurde zu viel Sprengstoff benutzt. Die Hast im Vorgehen ist möglicherweise darauf zurück zu führen, dass Saakaschwili das Sprengungsdatum vorgezogen hat, um einer auf Montag angesagten Kundgebung zur Verteidigung des Ruhmesdenkmals zuvorzukommen.

Wie die Agentur Novosti (22.12.) berichtet, haben sich in Russland lebende Georgier zusammengetan, um diese nationale Schande zu tilgen. Nach Angaben des Verbandes der Georgier in Russland löste die barbarische Aktion Empörung in ganz Georgien aus. Allein 300’000 Georgier sind im Zweiten Weltkrieg gefallen. Die Opposition veranstaltet Protestkundgebungen in ganz Georgien. Die Georgier in der russischen Diaspora sammeln Mittel, um das Denkmal in Moskau wieder aufzubauen. Sie haben bereits grünes Licht von den Moskauer Stadtbehörden erhalten.

Allerdings wurde nicht nur das Original zerstört; auch die Skizzen und Unterlagen des Baus sind in Tiflis spurlos verschwunden. Der Verband der Georgier in Russland steht in Verhandlungen mit dem Bildhauer Merab Berdsenischwili, der seinerzeit das Denkmal entworfen hatte. Berdsenischwili ist mittlerweile 80 jährig und zweifelt, ob einer seines Alters der richtige Mann ist, um diese edle Sache in die Hand zu nehmen. Seinerzeit war das eine Arbeit von sieben Jahren.

Kaum ernst zu nehmen sind die Behauptungen aus dem Lager von Saakaschwili, dass die Stahlbeton-Konstruktion dem neuen Parlamentsgebäude habe weichen müssen. In Kutaissi gibt es genügend Plätze, an denen man ein neues Parlamentsgebäude errichten könne.

Die russische Führung verurteilte die Sprengung des Ruhmesdenkmals als “Akt der Barbarei”. Das russische Aussenministerium sprach von Lästerung und staatlichem Vandalismus. Regierungschef Wladimir Putin bewertete die Zerstörung des Denkmals von Kutaissi als einen neuen Versuch, die Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit beider Völker auszulöschen, und sagte, dieses Mahnmal solle in der “Hauptstadt unseres früher geeinten Landes auferstehen.”

(mh/23.12.2009)

Hauptquelle: RIA Novosti (22.12.2009)


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