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Wie im Energiesektor sind auch die europäischen Industrien in eine weitere amerikanische Falle getappt und stehen nun ohne Mikrochips da.

Europäer ohne Mikrochips und Deutschland von Peking ignoriert

von RICARDO NUNO COSTA, 27. Oktober 2025

Doch warum herrscht ein Mangel an Mikrochips? Weil sie von Nexperia in den Niederlanden hergestellt wurden. Anfang Oktober beschloss die niederländische Regierung jedoch, das Unternehmen, eine Tochtergesellschaft des chinesischen Unternehmens Wingtech Technology, zu verstaatlichen, und begründete dies mit «Sicherheitsbedenken» der EU.

Das europäische supranationale Gebilde sah sich einem wachsenden Druck seiner «Verbündeten», den USA und Grossbritannien, ausgesetzt. Paradoxerweise hat Grossbritannien seit dem Brexit erheblichen Einfluss auf die Entscheidungen Brüssels gewonnen.

Washington hatte Wingtech bereits auf seine «Entity List» gesetzt, eine Art schwarze Liste des Ministeriums für Industrie und Sicherheit, an die sich seine europäischen Verbündeten halten müssen.

Auch in Grossbritannien war Nexperia aus Gründen der «nationalen Sicherheit» gezwungen, eine Mikrochip-Fabrik zu verkaufen. Man beachte das Wortspiel des britischen Geheimdienstes, der Experte darin ist, Narrative zu erfinden und die Wahrnehmung eines breiten Publikums zu verändern (siehe die Geschichte des Tavistock Institute).

Die deutsche und europäische Industrie erleidet einen weiteren schweren Rückschlag, diesmal im Halbleitersektor, für den es weder eine eigene Produktion noch unmittelbare Alternativen gibt.

Wieder einmal tappen die Europäer in eine Falle ihrer angelsächsischen Verbündeten, insbesondere der USA. Mit ihrer Strategie gegen die europäische Industrie garantieren die USA einen weiteren Zustrom von Investoren und wahrscheinlich eine Abwanderung von Unternehmen in ihre schwächelnde Wirtschaft. Sie verfügen jedoch über einen klaren Reindustrialisierungsplan, der sowohl von der Biden- als auch von der Trump-Regierung unterstützt wird.

Und wer hätte erwartet, dass China tatenlos zusieht? Es ist offensichtlich, dass China dem Unternehmen sofort einen Exportstopp in die EU auferlegt hat. Hinzu kommen Beschränkungen für den Export von Seltenen Erden, die für mehrere kritische Industrien notwendig sind. [China hat die Exportkontrollen inzwischen wieder aufgehoben, nachdem Trump die seit April 2025 auferlegten Tarife zurückgenommen hat. Die USA und China haben einen 1-jährigen «Waffenstillstand» in ihrem Handelskrieg vereinbart.]

Die kurzfristigen Auswirkungen für die Europäer sind klar: Automobil-, Satelliten-, Rüstungs- und Elektronikindustrie sowie andere Branchen ringen derzeit regelrecht um neue Zulieferer. Diese werden irgendwann auftauchen, aber wann und zu welchem ​​Preis?

Deutschland ist am stärksten betroffen und hat bereits protestiert: «Die deutsche Industrie ist auf diese Chips angewiesen!», klagte der Wirtschaftsminister, der in Kiew unterwegs war.

Wie im Energiesektor, der nach den Explosionen der Nord Stream-Pipeline nun vollständig von teurem Flüssigerdgas aus den USA abhängig ist, erleiden auch die deutschen und europäischen Industrien einen weiteren schweren Rückschlag, diesmal im Halbleitersektor, für den es weder eine eigene Produktion noch unmittelbare Alternativen gibt.

Der deutsche Aussenminister Johann Wadephul wollte nach Peking reisen, um dieses dringende Problem mit China, seinem grössten Handelspartner, zu besprechen und auch die Ukraine-Frage voranzutreiben. Er rechnete damit, vom chinesischen Handelsminister und dem Premierminister empfangen zu werden. Der arme, unschuldige Mann. Stattdessen entsandte Peking einen niederen Beamten zu einem kurzen Treffen, und Wadephul sagte die Reise in letzter Minute ab, um einer Demütigung zu entgehen.

Chinas Antwort hätte nicht deutlicher sein können: «Sie brauchen uns. Ohne unseren Markt ist ihre Autoindustrie am Ende. Sie mischen sich weiterhin in unsere inneren Angelegenheiten ein. Sie wollen, dass wir die Handelsbeziehungen zu unserem strategischen Partner Russland abbrechen. Darüber hinaus sind sie Unterzeichner der Ein-China-Politik, verkaufen aber dennoch Waffen an die Separatisten in Taipeh. Sie verhängen einseitige (illegale) Sanktionen gegen uns. Sie schränken den freien internationalen Handel ein … Man kann Ihnen nicht trauen!»

In einer solchen Situation würden die prahlerischen Amerikaner rufen: «Amerika ist zurück!», doch die Chinesen, Meister des langwierigen und Geduld erheischenden Go-Spiels, beginnen nun, ihre Karten auf den Tisch zu legen und zu versichern, dass ihre 5000 Jahre alte Zivilisation bestehen bleibt und dass ihre globale Macht sich zwar subtil, aber dennoch beständig und überwältigend bemerkbar machen wird.

Ricardo Nuno Costa ist Geopolitikexperte, Autor, Kolumnist und Chefredakteur von geopol.pt. Der Text wurde aus NEO – New Eastern Outlook übernommen.