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Wie der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) die aktuelle kapitalistische Krise kommentiert.

“Der Crash ist eine Folge des Abzockerkapitalismus. Das politische Klima, um diesem jetzt das Genick zu brechen, war noch nie so günstig wie heute. Die Finanzkrise hat viele arrogante Banker mit ihren hohen zweistelligen Salären weggefegt. Die Ospels … mit den phantastischen Boni … Das moderne Raubrittertum ist kleinlaut geworden. Bei allen Sorgen um die Arbeitsplätze und Ersparnisse: Die Bankenkrise hat deshalb auch etwas Erfreuliches.” Dies die einleitenden Worte von SGB-Chefökonom Daniel Lampart seinem jüngsten Artikel mit dem schwärmerischen Titel von der Erfreulichkeit der Bankenkrise.

Da fragt sich, welchem Kapitalismus will der Gewerkschaftsbund das Genick brechen? Er tut ja so, als gäbe es deren mehrere. Einer davon ist der Schurke: der Abzockerkapitalist. Damit bestreitet der SGB schlicht die ausbeuterische und gefrässige Natur des Kapitalismus überhaupt, der gar nicht anders kann, als dem maximalen Profit nachzuhetzen.

Lampart sagt, das moderne Raubrittertum sei kleinlaut geworden. Nennt er es “Wegfegen” und “reihenweises Abstürzen” der arroganten Banker, wenn die Manager von milliardenschwer überschuldeten Konzernen an fürstlich gedeckten Banketten die eingefahrenen Verluste bekannt geben? Nennt er das etwa einen kleinlauten Rückzug der Kapitalisten, wenn sie jetzt nicht davor zurückschrecken, Finanzspritzen in nie gehörten Summen auf Kosten der Allgemeinheit durchsetzen, um ihre Spekulationsorgien fortzusetzen?

Lampart auch: “Der Kern der Bankenkrise ist eigentlich eine gewöhnliche Immobilienkrise, wie wir sie auch in der Schweiz Anfang der 1990er Jahre hatten.” Der Wirtschaftsexperte will die Tiefe der Weltwirtschaftskrise nicht wahrhaben, die schon seit Jahren schwelt, die schon die Währungen einiger Länder ruiniert hat, die an der Geltung des Dollars nagt, die sich in einem massivem Wachstum der US-Staatsdefizite auf gigantischem Niveau, und nun auch im Preiszerfall der Grundstücke und Aktien bei gleichzeitigen Explosionen auf den grundlegenden Lebensmittelpreisen und unheilvollen Turbulenzen bei den Treibstoffen äussert. Er kann auch “bei genauerem Hinschauen” nicht erkennen, dass diese Krise im Begriff ist, sich auf weitere Sektoren auszuweiten (Konsumkredite, Kreditkarten usw.), und dass sie in den USA bereits zu einem markanten Einbruch der Beschäftigung geführt hat.

Lamparts “Analyse” geht in ihrer gesamten Tendenz in Richtung der Verklärung der akuten Krise des kapitalistischen Wirtschafts- und Finanzsystems. “Die Probleme der Banken sind eine Folge der Gier der Manager” und “Die Bankenkrise ist eine Folge des Abzockerkapitalismus.” Mit solchen Sätzen leitstet der Autor der Mystifikation Vorschub, indem er ein politisches Systemproblem entpolitisiert und personifiziert. Das ist die altbekannte Methode der “Kritik”, der sich auch die bürgerlichen Medien bedienen, um den allgemeinen Unwillen auf Sündenböcke abzuleiten, und dessen Mobilisierung für den politischen Kampf gegen den Kapitalismus zu erschweren. In dasselbe Kapitel der Augenwischerei fallen natürlich die schadenfreudigen Betrachtungen über den arroganten Banker, der nun abgestürzt sei. Die breite Bevölkerung wird nun zur Kasse gebeten, um die Kosten allen Absturzes zu tragen. Die bittere Medizin will man ihnen mit Ammenmärchen und einem “erfreulichen” Löffel Schadenfreude überzuckern. (mh/11.10.08)

Siehe auch:

Ȣ Portugiesische Kommunistische Partei (PCP) zur Finanzkrise
Ȣ KP Griechenlands (KKE) zur Krise der Weltwirtschaft

Ȣ mehr zum Thema: Kapitalistische Krise