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25 de Abril sempre !


Zum 25. April 1974

24.04.2008 – Die portugiesische Nelkenrevolution vom 25. April 1974 stellt eines der bedeutendsten Ereignisse in der neueren Revolutionsgeschichte dar.
  • Es handelt sich um einen der jüngsten bewaffneten Aufstände dieser Tragweite. Seine Vorbereitung und Durchführung unter Bedingungen der faschistischen Unterdrückung, wobei sich der faschistische Staat auf die feste Allianz der Grosskapitalisten und Grossgrundbesitzer mit dem Imperialismus stützt, verdient besondere Beachtung unter dem Gesichtspunkt der Frage nach der Rolle der Gewalt in der Geschichte. Die portugiesische KP war nach 1956 auf den Kurs der damaligen KPdSU-Führung eingeschwenkt und konstatierte das Vorliegen von “günstigen Bedingungen für den friedlichen Übergang”. Unter der Führung von Alvaro Cunhal, Generalsekretär seit 1961, wurde dieser Kurs als Rechtsabweichung kritisiert und berichtigt.[1] Die PCP orientierte die Aktivisten auf die zähe und disziplinierte Vorbereitung der werktätigen Massen auf einen nationalen Aufstand im Bündnis mit den nationalen Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien. Cunhal hat sich mit seiner Strategie die Gegnerschaft der Umgebung von Chruschtschow gesichert.[2]
  • Es handelt sich um die einzige Revolution mit sozialistischer Zielsetzung im Raum und in der Geschichte der Nato.
  • In Westeuropa ist der 25. April die erste “rote” Revolution geblieben – von den kurzlebigen und räumlich begrenzten Experimenten der Pariser Kommune und der Bayrischen Räterepublik abgesehen.

Selbstverständlich kann uns das Studium der revolutionären Entwicklungen von 1974/75 viele Zusammenhänge erhellen, die zur Verdeutlichung, Festigung und Vertiefung/Präzisierung der Auffassungen über die Revolutionsgeschichte und -Theorie beitragen. Auch in Portugal trat die SP durch Verbalradikalismus hervor und legte heilige Schwüre auf die klassenlose Gesellschaft ab. Sogar die heute offen bürgerlichen PSD und die noch weiter rechts stehende CDS hatten das soziale S in ihrem Namen. Die Wucht der Volksbewegung liess es ihnen (mit Ausnahme der CDS) auch 1976 geraten erscheinen, der sozialistischen Verfassung zuzustimmen, die sie der eigenen Wählerschaft versprochen hatten.

Der Sturz des Faschismus, die revolutionäre Entwicklung mit Höhepunkt im Jahr 1975, die sozialistische Verfassung und die weit herum fortschrittlichste Demokratie der 1970er Jahre mit ausgedehnten Verstaatlichungen der Grundindustrien, des Bank- und Versicherungssektors und des öffentlichen Verkehrs. Dazu kam diie Agrarreform und das fortschrittliche Streikrecht. Alle diese Errungenschaften haben die portugiesischen Arbeiter mit ihrer starken Einheitsgewerkschaft CGTP und unter Führung der Kommunistischen Partei (PCP) seit Jahrzehnten in einem zähen und verlustreichen Defensivkampf so gut es ging verteidigt. Auch nach 34 Jahren ist es den Herrschenden und ihren Parteien (SP oder offen Bürgerliche) nicht gelungen, sämtliche Ergebnisse des April zu beseitigen.

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Fussnoten:

1 Cunhal hatte einige Kämpfe auszutragen, um mit den Anhängern des Browderismus und anderen Formen des Revisionismus in den eigenen Reihen fertig zu werden. Zugleich musste er linkssektiererischen Tendenzen entgegentreten, welche abenteuerliche Einzelaktionen an Stelle der geduldigen Arbeit unter Ausnützung aller legalen Mittel setzen wollten. Im illegalen Avante! erschien auch die Verurteilung einer bedeutenden linkssektiererischen Opposition. Dabei betonte das ZK, dass die Kritik nur diese eine Seite betraf, und unterstrich, dass sich die gerügten Genossen durch Entschlossenheit und Mut vor dem Feind ausgezeichnet hatten.

2 Cunhal galt als harter Kritiker Chruschtschows und unterhielt im Exil enge Kontakte mit marxistisch-leninistischen Kräften innerhalb der KPdSU. Aber er hielt die Sowjetunion trotz der Mängel der Führung für das stärkste Bollwerk des Fortschritts und der kommunistischen Weltbewegung, an deren Einheit er festhielt, solange Aussichten bestanden, die chinesischen Genossen zurück zu holen. In einem Interview äussert er sich zu den Schwierigkeiten mit Moskau wie folgt:

“Was den Kommunismus anbelangt, so galt aus ausgemacht, dass in der Sowjetunion eine sozialistische Gesellschaft aufgebaut werde, und nicht der Kommunismus … — bis plötzlich eines Tages an einem Kongress Chruschtschow eröffnete, dass die technischen und materiellen Grundlagen für den Übergang zum Kommunismus gegeben seien. Und dann, von jenem Zeitpunkt an, war der friedliche und wirtschaftliche Wettbewerb zwischen Kapitalismus und Sozialismus angebrochen, und es hiess, am Tage X, an dem die Entwicklung der Produktivkräfte der UdSSR und des sozialistischen Lagers die USA überflügeln werde, sei der Kapitalismus ‘kaputt’. … Ich kenne selbst die direkte Ablehnung der Sowjetführung, als wir 1961 den Kurs auf einen nationalen Aufstand einschlugen. Im Konkreten gab es Meinungsverschiedenheiten mit einigen sowjetischen Führern. Wir hielten an unserer Position und unserem Projekt fest, empfingen Lektionen und diskutierten mit ihnen. Die Debatte war nicht einfach. Ich habe Genossen kennen gelernt, mit denen es keinen Dialog gab, nur Monologe. Mit anderen konnte man über Fakten und Ideen sprechen.” Catarina Pires: “Cinco Conversas com Alvaro Cunhal” (Porto 1999)

Im Interview zitiert Cunhal das von Chruschtschow verwendete das deutsche Wort ‘kaputt’ im Original. Den Tag X setzte Chruschtschow auf kurz nach 1970 an.


Portugal 36 Jahre nach Sturz des faschistischen Regimes

(…) Die Avenida da Liberdade in Lissabon füllte sich auch an diesem 25. April, mit Tausenden von Personen an. Sie verwandelten den Feiertag in einen Kampftag gegen die rechte Politik der sich abwechselnden Regierungen der Sozialistischen Partei, der PPD und der CDS-PP und forderten eine andere Politik in Richtung des sozialen Fortschrittes, für ein gerechteres Land, für welches der 25. April immer ein Grundstein sein wird. Wie Jeronimo de Sousa, Generalsekretär der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP) am Vorabend des 25. April erklärte, steht die fortschrittliche Verfassung Portugals vor der grössten Herausforderung ihrer Geschichte. Die SP-Minderheitsregierung, die sich für ihren rechtsbürgerlichen Regierungskurs auf parlamentarische Unterstützung der Rechtsparteien verlassen kann, plant eine weitgehende Privatisierung des öffentlichen Sektors. …mehr

Portugal feierte den 35. Jahrestag der Nelkenrevolution als Kampftag

Viele Tausende defilierten am 25. April 2009 durch Lissabons Avenida da Liberdade, um den Jahrestag der Nelkenrevolution zu feiern. Die Veranstalter und die Polizei haben bisher keine Schätzungen über die Zahl der Teilnehmer bekannt gegeben. Von den Nelkenverkäuferinnen war zu erfahren, dass es wohl wegen der Krise mehr Teilnehmer gab, dass die Krise aber das Geschäft kaputt macht. Viele Spruchbänder richteten sich gegen die Prekarisierung der Arbeit, forderten mehr Demokratie, Arbeiterrechte, Legalisierung der Papierlosen, und richteten sich gegen die Korruption. –Gebt uns neue Lügen!», forderte ein Transparent an die Adresse der SP-Regierung Sócrates. …mehr


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