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Nationale Forschungsschwerpunkte im Dienste des Kapitals

An einer Pressekonferenz vom 15. April im Beisein von Bundesrat Didier Burkhalter wurden der Öffentlichkeit acht “Nationale Forschungsschwerpunkte” (NFS) des Bundes bekannt gegeben. Der Bund investiert 90 Millionen Franken, verteilt auf drei Jahre 2010 bis 2013. Neben sieben naturwissenschaftlichen wird auch ein geisteswissenschaftliches Projekt berücksichtigt. Wir stellen einzelne vor:

NFS Robotik

Eines der Projekte will eine neue Generation von Robotern entwickeln, die, wie es heisst, “älteren Menschen … mühsame und anstrengende Aufgaben des täglichen Lebens erleichtern” sollen. Das finden wir wirklich nett gesagt, und grosszügig geplant. In der Schweiz nimmt die Armut unter der Alten zu, und mancher Betroffene wäre froh, wenn er es sich Brillen, Fahrkarten und andere Kleinigkeiten leisten könnte, welche “mühsame und anstrengende Aufgaben des täglichen Lebens erleichtern”. Viele Alte kauen ihr spärliches Mahl mit schlechten Zahnprothesen oder haben keine. Da wäre es wahrlich ein Segen, wenn ihnen ein Roboter zum Vorkäuen angeboten wird. Die Mechanisierung, heute die Robotik, der Ersatz von lebendiger menschlicher Arbeit durch “tote”, in Programme und Maschinen geflossene Arbeit, dient dem Kapital als Mittel der Profitsteigerung. Der einzelne Kapitalist kann Löhne sparen, wenn er mit hohem technischem Einsatz (Robotik) produziert. Aber das Ganze hat einen Haken: die Verdrängung des Arbeiters durch die Maschine unterminiert gleichzeitig die Aussichten auf Realisierung der Profite. Mit dem Wegfall der Löhne entfallen auch Warenkäufer: denn der Kapitalist kann die Produkte schliesslich nicht den Robotern verkaufen!

NFS Synaptische Grundlagen psychischer Krankheiten

Mit 17,5 Mio. gefördert wird ein Projekt zur Erforschung der “Synaptischen Grundlagen von psychischen Krankheiten”. Es wolle deren “Ursachen im Hirn” ausfindig machen, erläutert die NZZ (15.4.). Fragt sich allerdings, ob die Ursachen am richtigen Ort gesucht werden. Sind Funktionsstörungen der nervlichen Prozesse wirklich die Ursache, oder sind die Defekte nicht vielmehr Begleiterscheinungen und Folgen der Krankheit. Offenbar geht es in der bürgerlichen Wissenschaft nicht besonders um die Entdeckung der Anlässe des Örgers, der einen verrückt machen kann; jedenfalls nicht um die Beseitigung sozialer Wurzeln von psychischen und kognitiven Störungen und anderen Krankheiten. Im Forschungsschwerpunkt steht die Suche nach Mitteln, um die Nerventätigkeit zu unterbrechen. So dass die Meldung von Unzufriedenheiten des Magens im Gehirn nicht weiterverbreitet werden kann, jedenfalls nicht so verarbeitet, dass die Arbeitsfähigkeit drunter leiden könnte.

NFS Überwindung der Verletzbarkeit im Verlauf des Lebens

So der Titel eines weiteren Schwerpunktprojekts. Die Bourgeoisie verletzt und vergewaltigt den Arbeiter stündlich. Aber nicht die Überwindung des Kapitalismus ist der Ansatz dieses Projekts, das von solchen Prämissen ausgeht wie diesen: “Die Auswirkungen der post-industriellen Wirtschaft und Gesellschaft belasten die persönliche Entfaltung zahlreicher Menschen. Die Entscheide und Handlungsmöglichkeiten werden stark durch den Rückgang bindender Kräfte wie Religion, Moral und Familie sowie durch Diskontinuitäten in Familie und Beruf beeinflusst. Dies kann zu einer starken Belastung, Bedrohung und zu tief greifenden Veränderungen des individuellen Lebens führen.” Wiederum geht es darum zu studieren, wie man den Menschen arbeitstauglicher erhalten könnte, in einer Zeit wo Moral, Bildung, Gesundheit zur Ware verwandelt werden.

Wie soll man den Menschen “unverletzlich” machen gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit (“Diskontinuitäten in Familie und Beruf”)? Ebenso wie die Bourgeoisie forscht, wie sie den Arbeiter am besten verletzen könnte, will sie auch die Mittel, um die Verletzungen unter Kontrolle zu nehmen und ihre dysfunktionalen Nebenergebnisse auszuschalten.

Staat und Forschung im Dienste der Monopole

Wissenschaft nennen wir die höchste Form der theoretischen Tätigkeit der Menschen. Ihrer sozialen Funktion nach ermöglicht die Wissenschaft als Produktivkraft die wachsende Beherrschung der natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt. In unserer kapitalistischen Gesellschaft im Stadium des Imperialismus bestätigen die 8 Nationalen Forschungsschwerpunkte, wie gut es das Grosskapital verstanden hat, sich den Staat und die Forschung vollständig unterzuordnen, indem es diese zur eigenen Ressource und zu Zulieferern degradiert. Nur unter dem Sozialismus werden die Existenzbedingungen geschaffen, damit die Wissenschaft ihre Aufgabe erfüllen kann, die Welt umfassend und adäquat zu widerspiegeln. Unter dem Kapitalismus kann sie gewöhnlich nur jene Eigenschaften, Strukturen und Gesetzmässigkeiten des untersuchten Objekts abbilden, die dem Erkenntnisinteresse des Kapitals entsprechen.

(16.04.2010/mh)


Siehe auch:

Externer Link: Lancierung von acht neuen Nationalen Forschungsschwerpunkten (Medienmitteilung 15.04.2010 des Staatssekretariates für Bildung und Forschung SBF)


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