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Von Filipe Diniz

Eine Sprecherin von Amnesty International sprach im Dezember über die Lage in Aleppo. Sie sparte weder an Worte noch an Folgerungen und sprach von «schockierenden Berichten», wonach Dutzende von Zivilisten durch die syrischen Truppen massakriert worden seien: «Solche aussergerichtlichen Hinrichtungen» würden «ein Kriegsverbrechen darstellen.»

<< Die Berichte, wonach Zivilpersonen, einschliesslich Frauen und Kinder, kaltblütig massakriert wurden, sind zutiefst verstörend. Sie kommen indes angesichts des bisherigen Verhaltens der syrischen Regierungskräfte nicht unerwartet. In den letzten Jahren haben die syrischen Regierungskräfte, unterstützt von Iran und Russland, keinerlei Respekt für das humanitäre Völkerrecht gezeigt. Als Kriegsstrategie haben sie vielmehr die Zivilbevölkerung immer wieder absichtlich ins Visier genommen … >>

Jetzt intensiviert sich die «alliierte Offensive» auf Mossul, im Irak. Es gibt Nachrichten von Tausenden von getöteten Zivilpersonen. Die Amnesty International, die sich im Dezember so schlüssig zu Aleppo ausgesprochen hatte, äussert sich nun zu Mossul. Die dabei gebrauchte Formel ist ein wahrer Kotau:

<< Die hohe Zahl an zivilen Opfern lässt vermuten, dass die Streitkräfte der Koalition bei der Offensive auf Mossul nicht die nötigen Massnahmen zur Verhinderung von zivilen Opfern getroffen (…) haben. >>

Es fehlt bloss noch die Bitte um Entschuldigung für die gewagten Worte.

Zwar stimmt die Zuschreibung bei Amnesty, soweit es von «zahlreichen Fällen» berichtet, «in denen Zivilistinnen und Zivilisten bei Luftangriffen der US-geführten Koalition ums Leben kamen» und «ganze Häuser komplett zerstört» wurden. Aber diesmal gibt es keine Kriegsverbrecher und nicht einmal die Wahl von Zivilisten als Ziele, sondern blosse Unfähigkeit, Vorsichtsmassnahmen zu treffen.

Diese NGO hat verschiedene Brillen. Die Tragödien, über die sie spricht – die Tausende von Toten und Geflüchteten und zerstörte Länder im Ergebnis haben – sind identisch und wurden durch die gleiche Hand entfesselt: die USA, die NATO und ihre Verbündeten in der Region. Ein Ende ist nicht in Aussicht. Die Konsequenzen zu relativieren, je nachdem, welche Kräfte am Werk sind, ist vor allem ein Verrat an den Opfern.

Original (port.): Descubra as diferenças (Jornal «Avante!», N.º 2261, 30 de Março de 2017) | Übersetzung: kommunisten.ch (30.03.2017)


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