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US-Think-Thank zu Bolivien: eine gestohlene Wahl!

Der von der Organisation amerikanischer Staaten (OAS) behauptete Wahlbetrug der Regierung von Evo Morales wird vom US-amerikanischen Zentrum für Wirtschafts- und Politikforschung (CEPR) bestritten. Der angesehene Think-Thank hat eine Expertise veröffentlicht, die zu einem völlig anderen Schluss kommt als die OAS. Gemäss den auf seriösen Untersuchungen basierenden Einschätzungen der CEPR-Experten ist der Stimmenvorsprung von über 10 Prozent von Evo Morales auf seinen Gegner «nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich».

Der der OAS verbreitete Vorwurf der Wahlfälschung gründete bekanntlich auf einer angeblichen Unterbrechung der Stimmenauszählung, die dann plötzlich zu einem unerklärlichen Stimmenvorsprung von Evo Morales geführt habe. Offensichtlich handelte es sich dabei um eine hinterhältige Irreführung der Weltöffentlichkeit mit dem Ziel, den vorbereiteten Putsch rechtfertigen zu können. Denn es hat gemäss den US-Wissenschaftern nie eine Unterbrechung in der Stimmenauszählung gegeben. Die OAS hat für ihre Manipulation den Umstand genutzt, dass in Bolivien wie in den meisten lateinamerikanischen Staaten die Stimmen zweispurig ausgezählt werden. In einer Schnellzählung, die übrigens auf Empfehlung der OAS eingeführt wurde, soll bei einer nur groben Prüfung der Strichlisten früh ein Bild vom Trend vermittelt werden. In Übereinstimmung mit der gängigen Praxis wurde die Schnellzählung bei 83,85 Prozent geprüfter Strichlisten abgeschlossen, um ein vorläufiges Resultat veröffentlichen zu können. Dieses zeigte aber keineswegs ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wie es von der OAS und den Putschisten behauptet wurde. Morales lag schon aufgrund dieses Ergebnisses mit 45,71 Prozent 7,87 Prozentpunkte vor seinem Konkurrenten.

Offiziell und allein rechtsverbindlich ist aber das zweite System der Stimmenauszählung, das genauer ist und deshalb länger dauert. Es allein ist für das endgültige Resultat massgebend. Die offizielle Zählung der Stimmen wurde nie unterbrochen, und sie wurde ohne nennenswerte Unterbrechung regelmässig online aktualisiert, von jedem absolut nachvollziehbar. Logisch ergab sich eine zeitliche Differenz zwischen dem Vorliegen des Resultats aus der Schnellzählung und dem Endresultat aus dem länger dauernden, gründlicheren Prozess der offiziellen Zählung. Die OAS konstruierte daraus einen Unterbruch und unterstellte damit verbunden Unregelmässigkeiten, für die sie keinerlei Beweise vorlegen konnte.

Der mit dem offiziellen, rechtsverbindlichen Auszählungsverfahren eruierte Stimmenvorsprung von 10,5 Prozentpunkten für Evo Morales ist für die US-Wissenschafter plausibel. Sie sehen darin eine Fortentwicklung des deutlichen Vorsprungs, der sich schon aus dem Schnellverfahren ergeben hatte. Auf der Basis der Schnellzählungsdaten haben sie die gesamte Präsidentschaftswahl mehrfach simuliert. Berücksichtigt haben sie dabei auch, dass die im Schnellverfahren ungezählten Stimmen mehrheitlich aus den ländlichen, ärmeren und abgelegenen Gegenden kamen. Und das sind Die Leute, die für die Bewegung für den Sozialismus stimmen. Somit ist das offizielle Endresultat der Präsidentschaftswahlen alles andere als «unerklärbar», wie die OAS behauptet. «Die Wahl wurde gestohlen», heisst es in der Studie der CEPR, unter Beifügung des Satzes: «Die Vereinigten Staaten liefern etwa 60 Prozent des OAS-Budgets.»

Deutsche Übersetzung des CEPR-Berichts als PDF


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