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Fragen und Antworten zur Einstellung der kubanischen Teilnahme am Programm «Mais Médicos»

Granma möchte heute über die Öffentlichkeitsabteilung des Außenministeriums die wesentlichen Punkte ansprechen, die die notwendige, wenn auch wegen ihres humanen Inhalts der Arbeit unserer Ärzte in Brasilien schmerzhafte Entscheidung rechtfertigen

Autor: Leydis Maria Labrador Herrera
4. Dezember 2018

Die ersten Tage des Monats Dezember werden zweifellos von der Rückkehr der kubanischen Mitarbeiter geprägt, die Bestandteil des Programms Mais Médicos in Brasilien waren. Ihre Zeugnisse, die Umarmung ihres Volkes und ihrer Familie, die Anerkennung dafür, ihre Mission erfüllt zu haben und die immerwährende Dankbarkeit von Millionen von Menschen, sind jetzt unbezahlbare Schätze für unsere Ärzte.
Um einige der häufigsten Fragen zu beantworten, die sich aus dem Rückzug des kubanischen medizinischen Personals aus dem südamerikanischen Land ergaben und jedem Versuch entgegenzuwirken, die kubanische Haltung in dieser Situation zu verschleiern oder Verwirrung zu stiften, geht der Sprecher des Außenministeriums an die Öffentlichkeit.
Granma möchte heute über die Öffentlichkeitsabteilung des Außenministeriums die wesentlichen Punkte ansprechen, die die notwendige, wenn auch wegen ihres humanen Inhalts der Arbeit unserer Ärzte in Brasilien schmerzhafte Entscheidung rechtfertigen.

Welche Umstände haben dazu geführt, dass das Gesundheitsministerium Kubas den Rückzug des Fachpersonals beschlossen hat, das Teil des Programms Mais Médicos bildete?
–Die direkten, abwertenden und drohenden Erklärungen des gewählten Präsidenten Brasiliens Jair Bolsonaro zu der Präsenz unserer Ärzte in diesem Land und seine Ankündigung, die Bedingungen des Programms Mais Médicos zu ändern. Diese Erklärungen stellten die Qualifikation unserer Ärzte in Frage und knüpften ihr Verbleiben im Vertrag an Bedingungen wie die Erneuerung der Berufsberechtigung und die individuelle Vertragabschließung. Kein Mitgleid des Übergangsteams hat dem Gesundheitsministerium sein Interesse an einer Fortführung unter den gültigen Kooperationsbedingungen bekundet, was deutlich macht, dass es nicht Ziel des gewählten Präsidenten ist, am Programm festzuhalten.

Was die Präsenz der kubanischen Ärzte in Brasilien angeht, lassen sich im Diskurs des gewählten Präsidenten Widersprüche erkennen, die das wahre Motiv seiner Haltung deutlich machen. Welche Widersprüche sind das?
–Auf der einen Seite fordert er von den Ärzten ein Examen, damit sie ihre Kompetenz und ihre Fähigkeiten, um in Brasilien zu arbeiten unter Beweis stellen und auf der anderen Seite kündigt er an, dass er allen kubanischen Ärzten ohne irgendeinen Examensnachweis politisches Asyl gewähre. Kuba kann nicht darauf vertrauen, dass seine Ärzte in einem solchen Umfeld der Ungewissheit und mit einer Regierung zweifelhafter Professionalität sicher sind. Um weiter arbeiten zu können, fordert Bolsonaro ein Examen von ihnen und für die politische Show stellt er ihnen einen Blankoscheck aus. Es ist offensichtlich, dass er seinen Diskurs seiner politischen Zweckmäßigkeit angepasst hat und nicht den Interessen des brasilianischen Volkes.

Es gibt solche, die behaupten, dass sich die kubanische Zusammenarbeit auf die Nähe zu einer bestimmten Partei stütze und dass Kuba die Schaffung dieses Programms vorgeschlagen habe. Wie sieht die Wahrheit aus?
–Die aktuelle Regierung hat das Programm, das Brasilien soviel Gutes gebracht hat, als ein Projekt der politischen Propaganda für eine Partei bezeichnet, was wir rundherum zurückweisen. Niemals hat ein kubanischer Arzt gefragt, welcher Partei der Brasilianer angehört, der in seine Sprechstunde kam und es interessierte ihn auch nicht, welche politische Partei die Gesundheitsbehörde des Gebietes leitete, auf dem er sich befand.
Das Programm geht auf die Regierung von Dilma Rousseff zurück, der die medizinische Grundversorgung von Millionen von Brasilianern am Herzen lag. Was Kuba sehr wohl bei den Verhandlungen verfochten hat, war, an Orte zu gehen, wo kein Versorgungssystem bestand und niemals ein Arzt vorgedrungen war. Die Einstellung erfolgte über einen offenen Aufruf und wurde auf Fachpersonal aller Länder ausgedehnt. Bei diesem Prozess bat Brasilien Kuba um Zusammenarbeit.

Das medizinische Fachpersonal Kuba hat an 600.000 Missionen in 164 Ländern teilgenommen. Welche Prinzipien vertritt Kuba mit dieser internationalistischen Arbeit?
–Die internationale Zusammenarbeit Kubas wird entsprechend der Möglichkeiten der involvierten Länder durchgeführt, ohne dabei Gewinn zu erzielen, wobei immer die Unterschiede und Asymmetrien berücksichtigt werden. Diese Präsenz erfolgt auf ausdrückliche Anfrage der Empfängerländer und wird immer innerhalb eines Kollaborationsvertrags durchgeführt, der zwischen den jeweiligen Institutionen und entsprechend der Bestimmung aufgesetzt wird, die Kuba in den letzten 60 Jahren verteidigt hat.
Die internationale Zusammenarbeit, die die Insel anbietet, ist auf den Prinzipien der Solidarität und des gegenseitigen Nutzens begründet, stellt ein wesentliches Element der Außenpolitik der Revolution dar und trägt zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung unseres Landes bei. Sie erfolgt ohne politische Bedingungen und unter uneingeschränkter Respektierung des internationalen Rechts, d.h. uneingeschränkte Respektierung der Souveränität, der Gesetze, der Kultur, der Religion und der Selbstbestimmung der Staaten.
Diese Arbeit der Hilfe und Solidarität mit anderen Völkern trägt zur Perfektionierung des Gesundheitssystems dar, ermöglicht, es zu verstärken, größere Erfahrung, größeres Bewusstsein, Hingabe und Verpflichtung des Fachpersonals in Bezug auf sich selbst, seine Familie und sein Volk zu erwerben. Die medizinische Zusammenarbeit hat entscheidedend zu der Anerkennung und dem Respekt beigetragen, den unser Land international gewonnen hat. Sie trägt das humanistische Wesen der Revolution in sich.

Eine der Punkte, die benutzt wurden, um die Essenz der medizinischen Zusammenarbeit Kubas zu verfälschen, war gerade die Bezahlung der Internationalisten und die Garantien, die sowohl sie als auch ihre Familien genießen. Wie sieht es da in Wirklichkeit aus?
–Alle Fachkräfte erhalten ihren Lohn in Kuba und die soziale Absicherung ihrer Familien für die Zeit, in der sie eine Mission erfüllen, ist garantiert. In den Ländern, in denen sie sich befinden, erhalten sie ein Stipendium.
Logischerweise bringt diese Zusammenarbeit einen bestimmten Grad an Einkommen ins Land, was für die Unterstützung unseres Gesundheitssystems verwendet wird, das gratis ist und jeden Teil Kubas erreicht. Hinzu kommt, dass es für uns, als einem unter Blockade stehenden Land, immer teurer wird, medizinische Verbrauchsgüter, Ausrüstung und Medikamente der letzten Generation zu beschaffen, aber unser Volk musste noch nie einen Cent dafür zahlen, um in irgendeiner der Gesundheitseinrichtungen behandelt zu werden.
Den Rückkehrern wird nicht nur die Rückreise in ihr Land sondern auch die Ausübung ihres Berufs garantiert.
Weder für Kuba noch für den Rest der Welt gibt es nie zuviel von unseren Ärzten und wenn wir heute die Gesundheitsindikatoren aufweisen, auf die wir stolz sind, so liegt das zum großen Teil an dieser Überzeugung. Alle Ärzte, die zurückkehren, haben ihre Wohnung und ihren Arbeitsplatz garantiert. Man macht ihnen auch Vorschläge, eine Facharztausbildung zu machen, ohne dabei zu vergessen, dass der Allgemeinmediziner 80% der Gesundheitsprobleme seiner Gemeinde löst und die übrigen 20 % auf die Krankenhäuser entfallen. Man fördert auch das Studium anderer Sprachen, denn die Zusammenarbeit in anderen Ländern der Welt soll weitergehen.

Wer nicht das Wesen unseres sozialen Werkes kennt, könnte denken, dass Kuba es Bolsonaro it der gleichen Münze heimzahlt. Wird das geschehen?
–Nein, es wird sich nichts ändern. Wie die Jahre zuvor werden die jungen Brasilianer in unser Land kommen können, um Medizin zu studieren. Das ist eine Beziehung zwischen zwei Völkern, die sich nicht voneinander entfernen. In diesem Sinne wird weiter alles in Normalität verlaufen.
Das ist unsere Wahrheit, die wir der Welt mit Transparenz vermitteln, weil eine Geschichte von Humanismus, gutem Willen und proletarischem Internationalismus dafür bürgt. Gegenüber diesen tiefreichenden Argumenten haben die Lügen ohne jegliches Fundament keine Chance.

Quelle: Canal de Vocería del Minrex | de.granma.cu (4.12.2018)


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